Donnerstag, November 10, 2016

Durchgeknallt

Herr Orban will ein rassereines Ungarn, Herr Jaroslaw Kacziński ein tiefkatholisches Polen. Frau Le Pin will Frankreich wieder französisch machen. Frau Petri will ein deutscheres Deutschland. In Dänemark, in Schweden, in Tschechien ist Ähnliches zu beobachten. Überall macht sich breit, was im Parteienjargon als populistisch und rechtsextrem bezeichnet wird. Rechtsextrem klingt so nach Rand. Aber dieser Eindruck trügt. Der Rand hat sich längst in die Mitte vorgearbeitet. Allein der Erfolg der AfD in Deutschland spricht Bände.

Zu allem Überfluss spielt Amerika im Wahlkampf um die Präsidentschaft verrückt. Ist die Welt aus den Fugen geraten? Mal eben so durchgeknallt? Ja. Es ist nicht übertrieben, das zu sagen.

Diese Antwort ist kurz und bündig, aber unbefriedigend. Es bleibt nichts Anderes übrig, als nach einer besseren Antwort zu suchen. Mal sehen, was sich bei dieser Suche entdecken lässt.

Vielleicht ist es Unsicherheit. Wer sind wir? Werden wir anerkannt, unsere Lebensweise, unsere Ansichten? Das könnte sein. Aber es hat sich doch inzwischen herumgesprochen, dass es „die“ Polen, „die“ Franzosen, „die“ Ungarn usw. gar nicht gibt. Es sind doch immer und überall einzelne Menschen, auch wenn sie zusammen Millionen sind. Woher nehmen die Regierungen eigentlich das Recht, uns gegeneinander auszuspielen? Polen gegen Deutschland, zum Beispiel?


Vielleicht ist es etwas ganz Anderes, das die Dinge europaweit, weltweit aus dem Lot bringt. Sollte es etwas sein, das immer mehr Menschen immer häufiger vermissen? Auch wenn das schwer zu beantworten ist, soll es versucht werden – die Frage nach der Gerechtigkeit. Dazu mehr in einem anderen Kapitel.