Dienstag, Oktober 11, 2016

Unüberhörbares auf Linie 5

Auf keiner anderen Buslinie – deutschland-, europa-, weltweit  - sind jeden Tag so viele Menschen unterwegs wie auf der Linie 5 in Hamburg.. Es sind zigtausende. Da kann man viel erleben. Und noch mehr hören, ob man will oder nicht.

Mit dem Wollen oder Nichtwollen ist das so eine Sache. Wegsehen können wir ja. Aber weghören? Das geht nicht, jedenfalls nicht so gut. Smartphoner sprechen nämlich notwendigerweise laut, sonst versteht ihr Gesprächspartner sie nicht. Bei dem Lärm, den der 5-er während seiner Fahrt macht, kein Wunder.

Und so kommt es, wozu es kommen muss. Da fliegt uns immer nur die Hälfte eines Gesprächs um die Ohren. Die andere hören wir nicht, weil sie im Smartphone landet. Schade eigentlich. Andererseits: Die Hälfte reicht, ist oft sogar viel zu viel. Und so hört sich das an:

„Cool. Hat er wirklich zeitnah gesagt? Und weißt du schon, wann? OK. Hat er noch nicht gesagt? Dann sag’s ihm. Nicht wichtig? OK. – Ich muss gleich aussteigen. Wo ich bin? Ehrlich, keine Ahnung. Muss mal sehen. – Was heißt Kompass ? – Ob ich einen habe? – Nee, habe ich nicht. – Was? Der Gabriel hat einen? Ach so, der braucht einen. Was für einen? – Habe nicht verstanden. –– Einen klaren Kompass? – Haste dich nicht verhört?  Vielleicht will der nur einen klaren Schnaps, nen Kümmel oder nen Korn. – Nee, steh ich nicht drauf. – Ambi? Was ambi? – Ambitioniert? Bin ich nicht. Kannst ja nicht alles mitmachen. Kann die Merkel ruhig zehnmal sagen,  mach ich nicht. – Agenda?  Habe ich auch nicht. – Die Merkel hat sowas?  - Bin ich die Merkel? – Und was hat die gesetzt? – Eine ambitionierte Agenda, ja? – Cool! Warum fällt mir sowas nicht ein? – Ich muss jetzt raus, rüber zur Bahn.“

Da wird es dann so weitergehen. Wir werden wieder nur die Hälfte hören. Ist vielleicht gar nicht so verkehrt. Wir können uns die andere Hälfte ausdenken. Das regt den Geist mehr an, als Kreuzworträtsel zu raten. Das Schönste daran? Wir brauchen kein Smartphone dafür.