Donnerstag, Oktober 06, 2016
So
könnten wir „Ästhetik des Protests“ mit
einfachen Worten übersetzen. Vielleicht würde das Conny Runge, Sprecherin des
linksradikalen Bündnisses „Solidarity without limits“ sogar gefallen. Aber es
würde nichts besser dadurch.
Das
Bündnis wendet sich nach eigenen Angaben gegen erstarkenden Nationalismus und
Rassismus. Was Besseres können wir uns gar nicht wünschen.
Am
3. Oktober will die „Solidarity“ in Dresden bei den Feierlichkeiten zum Tag der
Deutschen Einheit protestieren. Warum nicht? Es gibt Gründe dafür. Nicht alles
ist in Ordnung in Deutschland. Das kann nicht oft genug gesagt werden.
Es
kommt allerdings darauf an, wie es gesagt wird und welche Form des Protests
angemessen ist. Gewalt ganz fraglos nicht.
Das
wollte sicherlich auch Conny Runge für die „Solidarity without limits“ sagen.
Aber sie hat sich nicht getraut. Sie sagte: „Jeder muss seine Ästhetik des
Protests selbst finden.“ Wie viel klarer wäre es gewesen zu sagen: „Jeder muss
wissen, wie weit er mit seinem Protest geht.“ So hätte Conny Runge auf feine
Art klar gemacht, dass ihre Gruppe Gewalt ablehnt.
Warum
fällt es Menschen, die sich für gebildet, bildungsnah, zumindest bildungsaffin
halten, so schwer, sich verständlich auszudrücken? Warum sprechen und schreiben
so viele in der Armut eines Spezialistendeutsch, das sich von dem Reichtum
unserer Sprache so weit entfernt hat? Politikerdeutsch, Verwaltungsdeutsch,
Juristendeutsch, Managerdeutsch… Nicht wundern, wenn Kietz- und Rap-Sprache
leichter verstan-den werden.
Kaum
eine andere Sprache ist so reich wie unsere.
– einleuchtende Fremdwörter aus welcher Sprache auch immer sie kommen – eingeschlossen.
Unsere Sprache war schon immer gastfreundlich. Sie hat sich nie gescheut, fremde
Wörter aufzunehmen, wenn die etwas besser, genauer, vielleicht auch
liebenswürdiger sagen. Auch das hat unser Deutsch reich gemacht.
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