Mittwoch, September 28, 2016

"Lügenpresse". Also doch?

Was ist auf dem Jahrmarkt der Medieneitelkeiten, was ist bei Presse, Funk und Fernsehen neuerdings los? 

Die Burka-Lüge. Julia Löffelholz hat in kürzlich in DIE ZEIT berichtet, dass in Deutschland nur 300 Frauen eine Burka tragen und fragte, woher diese Zahl kommt. Ergebnis: Diese Zahl ist erfunden, beruht auf einem Missverständnis. Nehmen wir das mal so hin. In Quickborn – 20.000 Einwohner – wurde bisher eine Burkaträgerin gesehen.

Burkas sind also nicht der Renner. Vielleicht die Nikab, die Gesichtsverschleierung? Auch nicht. Die entwaffnende Antwort bei einer Umfrage in Berlin: „Wir verkaufen im Schnitt vier Nikabs im Monat. Aber die meisten, die wir verkaufen, gehen an Theater oder Film-produktionsfirmen.

Die Schwarzarbeit-Lüge. Unter dem Titel „Die Zahlenlüge“ notiert DIE ZEIT am 15. September: „300.000. Wie eine Meldung Hunderttausende Flüchtlinge in Deutschland unbewiesen zu Schwarzarbeitern erklärte.“ Autorin: Kerstin Bund. Ein kritischer Beitrag, glücklicherweise.

Da haben sich die beiden Herren aus Linz (Friedrich Schneider) und Tübingen (Bernhard Bookmann) etwas Infames ausgedacht: 300.000 Flüchtlinge arbeiten schwarz. Herr Schneider gibt in einem Telefonat zu: „Es ging mir um ein Stimmungsbild, nicht um eine wissenschaftliche Untersuchung.“ Wenn das nicht gemein ist, gemeingefährlich!

Noch schlimmer ist, was wir im letzten Absatz des Beitrags lesen: „Um das Sommer-märchen von den schwarzarbeitenden Flüchtlingsmassen in die Welt zu setzen, brauchte es nur zwei Dinge: Journalisten, die eine Schlagzeile suchen. Und Wissenschaftler, die allzu schnell bereit waren, die vermeintlichen Fakten dazu zu liefern.“

Also doch Lügenpresse? Schlimmer noch als Pegida und AfD es meinen? Kaum auszudenken und doch zu befürchten. Ist das nicht erschreckend? Wie sollen wir durch diesen Dschungel von Wahrheit und Unwahrheit hindurch finden – von den Halbwahrheiten ganz zu schweigen?