Dienstag, September 20, 2016
Wir leben in einer
digitalisierten Welt. Das macht uns das Leben verwirrend einfach. Null und
Eins, mehr ist nicht nötig. Nur zwei Finger brauchen wir, um die Welt in den
Griff zu bekommen. Das war in analogen Zeiten anders. Da brauchten wir beide
Hände. Wir mussten mindestens bis zehn zählen können. Das reichte. Acht davon
sind jetzt überflüssig. Die Welt ist einfacher geworden. Das sieht aber nur
so aus. Sie ist ärmer geworden.
Wir alle haben einen Namen,
unseren Namen. Damit stellen wir uns vor. Daran erkennt man uns. Wir sind keine
Nummer. Wir sind analog und nicht digital, auch wenn wir zehnmal digitalisiert
werden.
Sie wissen nicht, worauf ich
hinaus will? Das will ich Ihnen gern erklären und lade Sie ein, sich mit mir
vor mein altes, 60 Jahre altes Braun-Radio zu setzen. Wir sehen eine Welt vor
uns, eine uns unbekannte Welt. Eine Welt, die uns neugierig macht. Eine Welt,
die uns verführt, sie kennenzulernen:
Beromünster. Graz. Hilversum.
Klagenfurt. Mte. Carlo. Marseille. Lyon. Eine Welt, die unserer Fantasie Flügel
verleiht. Ja, ja, ja – dahin möchte ich. Die ganze Welt – sie gehört mir. Wie
anregend, wie aufregend war es, auf Langwelle´, Mittelwelle und UKW um die Welt
zu reisen!
Wie spannend auch, wie das
magische Auge des Radios sich langsam öffnet. Ein wenig beleidigt vielleicht,
weil noch Schlaf angesagt ist. Die Sender wollen geweckt werden. Aber dann war
alles klar. Die Reise um die Welt beginnt.
Vorbei, vorbei. 89,7 – 100,03 – so sieht die digitale Welt
aus: Anonym. Cool. Reduziert auf eins und null. Keine Möglichkeit mehr, zu
träumen. Träume werden geliefert wie die Pizza durch den Pizza-Service. Statt
schwimmen auf den Wellen der Sehnsucht: Surfen. Digital eben.
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