Mittwoch, August 03, 2016
Nein, für sogenannte Bildungsferne wird DIE ZEIT ganz
gewiss nicht geschrieben. Aber muss man das Kleine, besser das Große Latinum
haben, um die Autoren zu verstehen? Es sieht so aus.
Das ärgert mich. Natürlich, weil
ich weder das Kleine noch das Große Latinum habe. Und weil ich das Gefühl habe,
dass die Autoren mir das unter die Nase reiben wollen. Das liest sich dann
beispielsweise so: „In nuce besitzt
der Prozess etwas Exemplarisches.“ „in nuce“? Ach so: zusammengefasst. Für mich
ist das Angeberei, dazu noch schlechter Stil.
Kann ein Prozess etwas besitzen?
Wohl kaum. Es ginge doch auch anders, verständlich sogar für bildungsferne
Menschen. Vielleicht so: „Zusammengefasst: Der Prozess hat etwas
Beispielhaftes.“
Immerhin, ich habe etwas gelernt.
Danke! Und ich habe noch mehr gelernt. Ich weiß jetzt zum Beispiel, dass das
Wort Kontingent, je nachdem, ob man es groß oder klein schreibt, etwas ganz
Unterschiedliches bedeutet.
Kontingent, als Substantiv groß geschrieben, meint die Zuteilung
einer Menge von irgend-etwas. Ich kenne das noch aus der Kriegs- und
Nachkriegszeit. Da wurde vieles kontingentiert, zugeteilt in meist
unzureichenden Mengen. Ein ZEIT-Autor schrieb kontingent aber klein und meinte damit etwas anderes: zufällig,
beliebig, nicht notwendig. Muss das sein? Eigentlich nicht. Vielleicht sollte
die Chefredaktion etwas so Abgehobenes wie in nuce und kontingent
kontingen-tieren. Ein Verbot wäre sicherlich übertrieben.
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