Mittwoch, August 10, 2016
Für sechs Millionen Euro soll die Lübecker
Synagage saniert werden, samt Fassade aus der Nazizeit.“ Die ursprüngliche
Synagoge war ein Prachtbau, die Fassade im maurisch-byzantischen Stil, das Dach
von einer großen Kuppel gekrönt. An der Einweihung 1880 nahm der gesamte
Lübecker Senat teil.
In der Reichspogromnacht 1938
wurde die Synagoge mit Rücksicht auf die dichte Bebauung in der Altstadt nicht
abgefackelt. Aber bleiben sollte sie auch nicht. Deshalb wurde sie nach Plänen
des obersten Denkmalpflegers zwischen 1939 und 1941 „zurückgebaut“, die Kuppel
entfernt, die Fassade durch schlichte Backsteine ersetzt. So steht sie noch
heute da, nach jahrzehntelanger Vernachlässigung in einem jämmerlichen Zustand.
Der sollte nun endlich beendet werden. 6,3 Millionen sollte die Sanierung
kosten. Die Possehl-Stiftung wollte die eine Hälfte übernehmen, der Bund die
andere. Daraus wird nun erst einmal nichts. Die Stiftung hat sich vom Projekt
zurückgezogen – warum, ist nicht bekannt – Grund für den Bund, auch nicht zu
zahlen. Zu verstehen ist weder das Eine noch das Andere. Ich gehe trotzdem
davon aus, dass die Synagoge zum Schluss doch noch saniert wird.
Die Frage ist nur: wie? Das ist
für mich der springende Punkt. Der Denkmalschutz lehnt eine Abriss der
Backsteinfassade ab – „sie sei ‚ein einzigartiges Zeugnis der jüdisch-deutschen
Geschichte‘.“ Das kann man so sehen. Der Bund Deutscher Architekten sieht das
anders. „Das sei ‚Nazi- beziehungsweise Täterarchitektur‘ – schließlich sollte
sie ‚die Erinnerung an jüdisches Leben in Lübeck auslöschen‘.“
Ich teile die Ansicht der
Architekten. Die Nazis hatten die Synagoge in eine Sporthalle umgewandelt. Die
Backsteinfassade entsprach diesem missbräuchlichen Zweck. Die geplante Sanierung soll aus der
„Sporthalle“ wieder eine Synagoge machen, nicht zuletzt im Inneren. Dazu gehört
allerdings auch das Äußere, die maurisch-byzantinische Fassade und die
prachtvolle Kuppel.
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