Sonntag, August 14, 2016

Die Olympiade - ein Schauspiel ohne Grenzen


Wie grenzenlos, wie besitzergreifend die Olympiade in Rio ist, zeigen die Öffentlich-rechtlichen – ARD und ZDF –Tag für Tag, im Wechsel, von morgens bis abends. Wie viele andere Themen von größerer Wichtigkeit und mehr Interesse damit nicht gesendet werden, ist nicht einmal zu ahnen.

Die Sender halten uns Deutsche offenbar für eine sehr sportliche, wenn nicht gar sportgestählte Nation. Wie sind sie nur darauf gekommen? Haben die Programmgestalter keine Augen im Kopf? Die Übergewichtigen und Fettleibigen drängen sich im Straßenbild immer mehr in den Vordergrund. Die drahtigen Mädels und Jungs verschwinden immer mehr hinter den raumeinnehmenden Körpern. Wo also ist das Sportliche, und wer sieht Olympia – rund um die Uhr? Wer will das alles? Wer steckt dahinter? Am wenigsten wohl die Olympioniken, die Sportler.

Sie wollen herausfinden, wer am schnellsten laufen, am höchsten springen, am schlagkräftigsten boxen kann. Sie wollen die besten Drei herausfinden. Dass sie aus ihren Leistungen auch etwas Kapital schlagen wollen, die Betonung liegt auf etwas, ist verständlich und soll nicht bemäkelt werden. Das Geld fließt woanders hin – in eine gut geschmierte Geldmaschine, die IOC-Organisation. Es geht um Milliarden.

Wer davon im Einzelnen profitiert, welche Funktionäre möglicherweise, ist nicht bekannt, lässt sich kaum herausfinden. Bei den kleinen örtlichen Sportvereinen jedenfalls nicht, wie ein Fernsehbericht über einen Offenbacher Sportverein kürzlich zeigte. Das ist eines der noch nicht gelösten Olympiarätsel. 

Ein anderes: Was bewegt Städte, sich um die Ausrichtung einer Olympiade zu bewerben? Bisher haben so gut wie alle, wenn nicht sogar wirklich alle Städte, mit ihrer Olympiade Millionen und Abermillionen bis zu Milliardenbeträgen in den Sand gesetzt. Rom zahlt noch heute die Schulden ab, die die Olympiade 1962 verursacht hat. Der reine Größenwahn, könnte man sagen, der helle Wahnsinn. Die Frage, wer wirklich zur Kasse gebeten wird, erübrigt sich.

Offensichtlich, und damit kein Geheimnis, ist der Hang der Olympiafunktionäre zu einer besonderen Art der Verlogenheit. Wer die 31 Hochhäuser in Rio für 18000 Olympiateilnehmer – Sportler und Funktionäre – Dorf nennt, lügt. Münchhausens Lügen waren besser und konnten deshalb durchaus bezaubern. Beim olympischen Dorf von Rio handelt es sich um faulen Zauber. Das allerdings hat Tradition, wie das etwas andere Beispiel des Olympischen Dorfs 1936 zeigt.

In der Nähe von Berlin wurde tatsächlich ein Dorf gebaut, ein Dorf für die Olympioniken. Man kann es heute besichtigen und wird bestätigen: Es war wirk-lich ein Dorf. Und man hatte ihm einen Namen gegeben: „Dorf des Friedens“.

Das war eine faustdicke Lüge. Es war Betrug. Das Dorf war für die Wehrmacht geplant, für die Ausbildung von Soldaten, für die Vorbereitung des geplanten Krieges. Kaum waren die Olympischen Spiele vorüber, zogen die Soldaten ein. Eine Lüge das Ganze? Ja, vielleicht eine von den kleineren. Was dann kam, weiß jeder: Die Vertreibung, die Verfolgung, die Ausrottung unsere jüdischen Mitbürger. Und das war erst der Anfang.

Machen wir uns nichts vor. Man kann nicht nur andere betrügen, sondern auch sich selbst. Dem Olympiasystem, also seinen Funktionären, gelingt beides. Die Olympischen Spiele seien völkerverbindend, friedensstiftend und was sonst noch so gesagt wird. 

Unsinn! Der Krieg der Völker wird wie auf jeder Olympiade auch in Rio mit aller Verbissenheit geführt. Die Gewinner- und Verlierertabellen sprechen eine deutliche Sprache. Mit aller Verbissenheit? Mit allen Mitteln. Ein Schelm, wer jetzt an Doping denkt. Ein doppelter Schelm, wer annimmt, auch Funktionäre könnten gedopt sein.

Die Olympischen Spiele abschaffen? Nein, aber bitte zur Vernunft bringen.

PS: Damit es zum Schluss doch noch etwas zu lachen gibt: Wenn Trampolin und Sportklettern schon Olympische Disziplinen sind, warum dann nicht auch „Haut den Lukas“, „Blechdosenwerfen“ vom Jahrmarkt, „Bodybuilding“, „Um die Wette Würfeln“ und „Wer schafft die meisten Currywürste in drei Minuten“? Vielleicht Messerwerfen wie auf der Kirmes? Das Guinessbuch der Rekorde bietet da bestimmt viele Anregungen.