Mittwoch, November 04, 2015

Hilfe

Es wird höchste Zeit, über die Hilflosigkeit unserer Politiker zu sprechen, sonst reiten sie uns noch tiefer in die Tinte. Wir haben sie gewählt, damit sie alles tun, um unsere Probleme zu lösen. So sieht es unsere Form der Demokratie vor. Wir haben also einen Auftrag erteilt und erwarten, dass er in unserem Sinne erledigt wird.

Was machen die Damen und Herren? Sie stehen hilflos herum, tun nichts und reden viel. Vielleicht ist das ein bisschen hart geurteilt, aber wenn, dann nur ganz wenig, wie das hilflose Gerede der schleswig-holsteinischen Landtagsabgeord-neten über die Wahlmüdigkeit zeigt.

Nur 47,6 Prozent der Wahlberechtigten hätten sich 2013 an den Kommunal-wahlen beteiligt, klagen die Damen und Herren und stellen uns dann wortreich ihre Ideen vor, wie sie uns Bürgern unsere Wahlmüdigkeit austreiben wollen.

Auch in der 6-Wochensperrfrist vor den Wahlen wollen sie in die Schulen gehen, um die Schüler zu mobilisieren. Auf Wochenmärkten  und in Supermärkten sollen wir unseren Wahlzettel abgeben dürfen und das nicht nur am Wahl-sonntag, sondern auch schon am Sonnabend davor, usw. usw. Die Wahlunterlagen sollen verständlicher formuliert werden. Das Behördendeutsch von vor 40 Jahren verstehe heute kaum noch jemand. Das heutige Behörden- und Politikerdeutsch ist aber nicht besser. Was soll’s also?

Nur die Gründe für die Wahlmüdigkeit werden nicht angesprochen. „Die machen ja doch, was sie wollen. Die kungeln alles unter sich aus. Ich kann daran ja doch nichts ändern. Jahrelang höre ich nichts von denen, nur kurz vor der Wahl werden sie munter. Kaum ist die Wahl vorbei, geht alles weiter wie bisher und sie wollen nichts mehr von mir wissen.“ Das sind die Gründe für die Wahlmüdigkeit. Man muss nur mal danach fragen. Und zuhören.

Einer allerdings hat gemerkt, worum es geht – Peter Lehnert, CDU-Landtagsab-geordneter. Er äußert sich in entsetzlichem Deutsch, aber immerhin: „Man muss ständig ansprechbar sein, sich den Problemen und Sorgen der Menschen annehmen.“ Damit ist noch längst nicht alles gesagt, aber immerhin.

Trotzdem: Der Hilferuf bleibt: Macht nicht Politik für uns (wie ihr glaubt, es zu tun), macht Politik mit uns! (Hamburger Abendblatt, Kreis Pinneberg, 02. 11. 2015)