Mittwoch, Oktober 21, 2015

Randbemerkungen zum Flüchtlingsthema

Im Hamburger Abendblatt-Interview (Ausgabe 17./18. Oktober) sagt Sahra Wagenknecht zur Abendblatt-Bemerkung „Die Wohlhabenden sollen also für die Krise aufkommen.“: „Ja sicher, weshalb sollen denn immer nur die Ärmeren und die Mittelschichten zahlen?  Wenn man über einen echten Flüchtlingssoli redet, fallen mir die Rüstungskonzerne ein. Sie machen Geschäfte und üppige Gewinne mit den Kriegen, die Millionen Menschen in die Flucht zwingen. Waffenexporte in Spannungsgebiete sollten längst verboten sein. Aber was spricht dagegen, dass die betreffenden Unternehmen weltweit die Hälfte ihrer Gewinne, die sie in den letzten fünf Jahren mit solchen Rüstungsdeals gemacht haben, an die Allgemeinheit abgeben, damit so wenigstens die Situation der Flüchtlinge nachhaltig verbessert werden kann? In den Lagern vor Ort nd natürlich auch in der EU.“ Ich gebe der Dame recht.

„Golfer spenden für Flüchtlinge. Beim Turnier auf dem Peiner Hof kamen 5565 Euro für zusätzliche Deutschkurse in drei Dörfern zusammen.“ Die Idee zu dieser Aktion hatte Susanne Rahlfs, Geschäftsführerin der Betreibergesellschaft des Golfplatzes Peiner Hof. Gratulation, Frau Rahlfs! Statt reden golfen! Wenn das Beispiel Schule macht, dann „schaffen wir das“.

„Kaltenkirchen stellt Integrationskonzept für Flüchtlinge vor.“ Die Stadt informierte, wie sie die 400 Flüchtlinge, mit denen zu rechnen ist, aufnehmen will. Mehrere Standorte für Containersiedlungen werden derzeit parallel ausgebaut, sodass mittelfristig mehr als 400 Personen untergebracht werden können. Diakonie, Verwaltung, Volkshochschule und weitere Akteure arbeiten an einem gemeinsamen Integrationskonzept.“ Es geht also, wie Kaltenkirchen zeigt, übrigens auch Quickborn. Auch hier also: „Wir schaffen das.“

Und nun noch eine vielleicht problematische Überlegung, ausgelöst durch den Hamburger Abendblatt-Beitrag „Reise der Krabben nach Marokko. Politiker und Verbraucherschützer kritisieren die Weiterverarbeitung in Afrika.“

Nur knapp fünf Prozent des Garnelenfangs werden in Deutschland geschält. Die Hauptmenge wird auf 6000 Kilometer weiten Transportwegen nach Marokko und wieder zurück gebracht. In der nordafrikanischen Stadt Tétouan werden sie von Frauenhand gepult – viel schneller als Maschinen das könnten, und preiswerter dazu.
Tausend Frauen sind im Einsatz und erhalten einen Monatslohn von unter 200 €. Aber es ist wichtig für sie.

Trotzdem: Wäre es nicht vernünftig, die Krabben hier in Deutschland von Flüchtlingen pulen zu lassen? Ich kann mir vorstellen, dass viele diese Arbeit dem erzwungenen Nichtstun vorziehen und sich nicht diskriminiert fühlen würden. Das wäre doch einen Versuch wert – oder?

Und die Frauen in Tétouan? Gibt es für sie in diesem Fall eine Lösung? Ein Ding der Unmöglichkeit? Es wurden schon ganz andere Probleme gelöst, die zunächst unlösbar erschienen.