Mittwoch, Oktober 14, 2015

Zeitfenster

An den Zeitraum haben wir uns inzwischen gewöhnt. Eine schlechte Angewohnheit, denn es gibt den Zeitraum gar nicht. Jedenfalls habe ich noch niemanden getroffen, der ihn gesehen, geschweige denn betreten hat. Aber Zeitraum hat das treffende Wort Zeitspanne einfach beiseitegeschoben.

Dann wäre da noch der Zeitkorridor. Schon mal da lang gelaufen? Wie auch! Es gibt ihn ebenso wenig wie den Zeitraum. Auch hier wäre Zeitspanne das richtige Wort.

Und nun das Zeitfenster. Das Wort hat Hochkonjunktur. Und es beflügelt die Kreativität ganz ungemein. Was da schon alles gesagt und geschrieben wurde! Mal war das Zeitfenster zu eng, mal zu schmal, mal stand es offen – so weit, dass Zugluft zu befürchten war, mal war es verschlossen. „Auf Kipp“ hat es bisher noch nicht gestanden, wahrscheinlich, weil ein Einbruch in den Zeitraum befürchtet wird.

Wie wir sehen, macht „Fensterln“ nicht nur den Buam in Bayern viel Spaß. Und dass der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind, zeigt uns Christian Noack, Ground Handling Manager Airport Hamburg, mit seiner Feststellung „unser Zeitfenster schmilzt“.
Ich werde mich nicht wundern, wenn demnächst jemand feststellt, dass das Zeitfenster beschlagen ist, und wir keinen Durchblick mehr haben.
14. 10. 2015