Mittwoch, November 04, 2015

Schande über Schande

Von überall her flüchten sie zu uns. Sie rennen um ihr Leben. Sie flüchten vor Terror, Mord und Totschlag, vor Kriegen, die angeblich keine sind. Sie flüchten vor Todesschwadronen und Nachbarn, die plötzlich zu Feinden geworden sind. Sie flüchten vor der Hölle, die sie und ihre Kinder verschlingt, wenn sie sich nicht auf den Weg machen.  Auf den Weg nach Deutschland. Auf den Weg zu uns.

Und wir? Was machen wir? Wir breiten unsere Arme aus und heißen sie willkommen. Wir helfen ihnen aus der größten Not, wenigstens für den Augenblick. Wir sehen in den Fremden Freunde, wenn auch vielleicht nicht in jedem. Wir überlegen, wie wir ihnen weiterhelfen können. Wir lassen die Herzen sprechen, ohne den Verstand auszuschalten.

Wer aber ist dieses wir? Es sind tausende, abertausende. Es sind Menschen ohne Namen. Menschen, die nicht viel reden, sondern das Notwendige tun – aus freien Stücken, ganz auf sich allein gestellt, als Angestellte oder Beamte, die ihre Pflicht erfüllen und das gern tun, als Mitglieder von Gemeinden aller Konfessionen – Menschen eben.

Nun haben wir alle, wie es sich in einer Demokratie gehört, einen Teil von uns delegiert, abgegeben an Menschen, die unsere Wünsche und Nöte, unsere Rechte und Pflichten, kurz, das Zusammenleben regeln sollen. Wir nennen sie Volksvertreter. Es sind unsere Abgeordneten. Es sind unsere Politiker.  Und damit landen wir bei unserer Schande.

Es ist eine Schande, wie unsere Politiker mit den zu uns Flüchtenden umgehen.

Wohin wir sehen, wohin wir hören: Nur Parteiengezänk. Kein Wort über die Not der Flüchtlinge. Das Christliche in CDU und CSU längst demontiert. Von Wertegemeinschaft keine Rede, weder von Werten noch von Gemeinschaft. Die älteste demokratische Partei Deutschlands mit weichen Knien.

Die Politik beschäftigt sich mit sich selbst. Und die „Lügenpresse“,  die keine ist, sagt hier die bittere Wahrheit. Seitenweise ist zu lesen,  wie sich die Großen Koalitionäre streiten, wer welchen unsinnigen Vorschlag macht, um den genau so unsinnigen Vorschlag der Gegenseite vom Tisch zu wischen.

Schande über Schande!

Wir haben die Chance zu zeigen, was wir wirklich können. Wir haben die Chance zu zeigen, dass wir ein Vorbild sein können. Wir haben die Kraft.  Schluss also mit leerem Parteipolitgerede! Mut zeigen!

Sagen, dass unsere „Großherzigkeit“ Geld kostet. Was spricht gegen einen Flüchtlings-Soli? Nichts! Was spricht gegen eine zweckgebundene Steuererhöhung in den oberen Einkommensklassen? Nichts!  Was spricht dagegen, dass die Geberländer des Bundes ihre Zahlungen nicht weitergeben, sondern für die Flüchtlinge einsetzen? Nichts! Was spricht dagegen, dass die Bundesrepublik ihre Zahlungen an die EU um die Beträge kürzt, die den Länder zugute kommen, die die Aufnahme von Flüchtlingen ablehnen? Nichts!

Es gibt Situationen, in denen muss man mit dem Kopf durch die Wand. 02. 11. 2015