Mittwoch, August 19, 2015

Was nichts kostet, ist auch nichts wert

Das klingt blöd, ist aber so. Jedenfalls wird das so gesehen. Und so benehmen wir uns auch. Unsere Erde – warum nennen wir sie eigentlich immer Umwelt – ist ein Geschenk. Wir haben nichts dafür getan. Deshalb fällt es uns so schwer, ihren Wert zu erkennen. Und deshalb brauchten wir Nachhilfeunterricht. So entstand der Emissionsrechtehandel.

Das Prinzip ist einfach. Der Staat legt eine Obergrenze für CO2-Emissionen fest. Wer CO2 ausstößt, braucht dafür eine Berechtigung, ein Zertifikat. Diese Zertifikate müssen ersteigert, also bezahlt werden.

Das ist eine gute Idee, weil jeder zwei Möglichkeiten hat: Zertifikate kaufen, was Geld kostet oder in die Vermeidung von Umweltvergiftung investieren, was günstiger sein dürfte.

Leider zeigt diese kluge Überlegung (noch) nicht die gewünschte Wirkung, weil die Politik die Zertifikate zu billig gemacht hat. Ein Fehler, den man beheben könnte. Man muss es nur wollen.

Kürzlich ist ein kluger Kopf, Lüder Gerken, Vorsitzender der Stiftung Ordnungs-politik und des Centrums für Europäische Politik in Freiburg darauf gekommen, dieses Prinzip nicht nur auf die Industrie, sondern auch auf die Autofahrer anzuwenden.

Er hält die jetzigen klimapolitischen Vorschriften für Autos für dümmlich. Für PKW-Motoren gelten Emissionsobergrenzen pro Kilometer. „Das ist ziemlich ineffizient.“ Es kommt nicht auf die Emissionen pro Kilometer an, sondern auf die gefahrenen Kilometer. Es macht einen Unterschied, ob ein Auto 1.000 oder 200.000 Kilometer im Jahr zurücklegt.

Die Lösung des Problems: Man kauft an der Tankstelle nicht nur Kraftstoff, sondern auch Zertifikate. Wer mehr fährt, muss auch mehr Zertifikate kaufen. Eine kluge Idee eines klugen Kopfes. Das Dumme ist nur: „Leider sehen die jüngsten Reformvorschläge der EU-Kommission dies nicht vor.“ So der Schlussatz des Hamburger Abendblatt-Artikel (Juli/August 2015)