Montag, Juni 01, 2015

Hemmungslos verklemmt

Wir – meine Frau und ich – haben mit dem Thema Gleichberechtigung noch nie Probleme gehabt, weil wir immer gleichberechtigt waren und uns nicht nur so gesehen haben: Wir waren es und wir sind es immer noch. Die dämlichen Regelungen, dass ein Mann seiner Frau eine berufliche Tätigkeit verbieten konnte, kannten wir nicht, und wenn, dann wäre sie uns völlig egal gewesen. Aber in den 1970er-Jahren war das noch weit verbreitet, wie wir in unserer Nachbarschaft in einem ziemlich elitären Frankfurter Vorort feststellten. Die Bevormundung der Ehefrauen beschränkte sich nicht auf das Proletariat, die heute bildungsfern genannten Menschen. Auch Doktoren-Gattinen waren unterwürfig.

Seitdem sind über 40 Jahre vergangen. Wenn es einen Fortschritt gegeben haben sollte, dann nicht hier – nicht, was die Gleichberechtigung von Mann und  Frau angeht. Dazu noch einmal ein Rückblick:

Es wurde höchste Zeit, dass die Frauen auf die Barrikaden stiegen. Und nach so langer Zeit der Entwürdigung war es nur zu verständlich, dass manchmal über das Ziel hinausgeschossen wurde. Das gehört zu Revolutionen, zu den großen wie zu den kleinen. Hier ging es um eine wichtige.

Zu den kleinen, aber anfangs notwendigen Übertreibungen gehört das große „I“. Aus Bürgerinnen wurden auf einmal BürgerInnen. Das sollten wir nun eigentlich hinter uns haben, was aber nicht alle Köpfe hineinpasst, auch heute noch nicht.

Die „I“-Menschen, die GRÜNEN, scheinen nun völlig von der Rolle zu sein. Am 31. Mai 2015 notiert SPIEGEL ONLINE: „Bei den Grünen werden die Partei und auch die Bundestagsfraktion jeweils von zwei Vorsitzenden geführt. Eine weibliche Doppelspitze ist auch möglich, nicht aber ein Duo von zwei Männern.

Noch verklemmter geht es nicht.
31. 05. 2015