Freitag, Mai 15, 2015

Das Wichtigste aus Politik, Wirtschaft und Kultur

Mit diesem Versprechen versucht DIE ZEIT, neue regelmäßige Leser für sich zu gewinnen. Mit diesem Versuch ist sie nicht allein. Andere Zeitungen und Zeitschriften versuchen das auch – manchmal genau so, manchmal ein wenig anders formuliert. Ist daran etwas auszusetzen?

Herr von Pingel, der so pingelig ist, dass er an allem und jedem etwas auszusetzen hat, dürfte dieser Meinung sein. Dieser Auffassung schließe ich mich nicht an.

Ich fühle mich erwachsen genug zu verstehen, dass dieses „Wichtigste aus Politik, Wirtschaft und Kultur…“ nicht das Wichtigste sein muss, sondern nur das ist, was Autoren und Redaktion dafür halten.

Ich weiß, Herr von Pingel, die Redaktionen nehmen den Mund mit ihrem Versprechen ein bisschen voll, aber machen Sie, wir alle,  das nicht auch gelegentlich? Sehen Sie: Lassen wir die Jungs und Mädels nur machen. Wenn es uns zuviel wird, können wir unser Abonnement auf „Das Wichtigste aus Politik, Wirtschaft und Kultur…“ kündigen.

Damit wir uns richtig verstehen, Herr von Pingel: Ich bin nicht mit dem Anspruch der Redaktionen einverstanden, sie könnten uns alles erklären. Das behaupten sie immer wieder. Sie kennen alle Hintergründe, die ganze Geschichte, warum das nicht so sein kann, sondern ganz anders sein muss. Da werden ganze Armeen von Experten gegen unsere Unwissenheit zu Felde geführt. Jeder Unfug wird da gewissenhaft erklärt. Das Gemeine daran ist, dass alles das als Wissen angeboten wird – als Meinung könnte ich das ja noch durchgehen lassen. Es ist unerträgliche Besserwisserei, die unter die Rubrik „für dumm verkaufen“ einzuordnen ist.

Sie sehen das auch so, Herr von Pingel?  Dann sind wir uns einig. Und was die Wichtigkeit angeht: Springen Sie über Ihren Schatten, seien Sie etwas großzügiger. Lassen Sie die Jungs und Mädels von der Presse ruhig mal auf den Putz hauen. Wenns zu laut wird, nehmen wir ihnen einfach die Trommelstöcke weg.
10. 05. 2015