Sonntag, Mai 17, 2015

Von kleinen Sprachfreuden

Ich beklage immer wieder das Schubladen-, das Baukasten-Deutsch, das Fast-Food-Deutsch, dem wir Tag für Tag ausgesetzt sind. Der geringste Grund für dieses lieblose Deutsch scheint die Eile zu sein, zu der wir getrieben werden, und uns selbst antreiben – keine Zeit, keine Zeit, keine Zeit für die Suche nach dem passenden Wort.

Hin und wieder aber gibt es Lichtblicke, die diese Dunkelheit ein wenig aufhellen – Wörter, die nicht in irgendeiner Sprachschublade verstaubten, sondern sich aus klugen, vielleicht auch nur sprachverliebten Köpfen herauswagten und damit Leben in unsere Sprache bringen.

Hier ein paar Beispiele: Plapperprogramm, Singsang-Serie zur Bezeichnung von Fern-sehsendungen. Hoolygänse für die weiblichen Hoolygans, Stockenten für Nordic-Walkerinnen, Hohlogramm zur Kennzeichnung hohlköpfiger Politikeräußerungen, laborkittelernst, um das Ernste, das ernst zu nehmende, zu unterstreichen und gleichzeitig ein bisschen infrage zu stellen. Und – ein Klassiker: himmelblau dumm. (Günter Grass’ Tante Hedwig in der „Blechtrommel“).

Wie schön kann unsere Sprache sein! Wir müssen uns nur trauen.