Montag, Februar 09, 2015

Künstliche Intelligenz - eine besondere Art der Dummheit?

Was verbirgt sich eigentlich hinter diesem Begriff? Warum wird Künstliche Intelligenz bewundert von den Einen und gefürchtet von den Anderen und von Dritten vielleicht sogar veralbert? Versuchen wir, der Sache auf den Grund zu gehen.

Wenn es eine Künstliche Intelligenz gibt, dann müsste es doch – sozusagen als Gegenstück – eine natürliche Intelligenz geben. Klarer Fall. Dem Künstlichen muss etwas Natürliches vorausgehen. Diese Tatsache wird von allen Seiten nicht zur Kenntnis genommen. Genau da liegt das Problem.

Ich will es allen Lesern, vor allem aber auch mir, ersparen, im Duden, in Wahrigs Wörterbuch und allem, was Google so bietet, nachzulesen, was unter Intelligenz zu verstehen ist, verstanden werden soll.

Für mich ist Intelligenz die Fähigkeit, das Leben mit Verstand und Gefühl zu meistern. Weil das Leben voller Überraschungen steckt, ist das nicht ganz einfach. Immer wieder kommt es vor, dass wir ein Problem lösen müssen, für das uns jede Erfahrung fehlt. Unser Verstand tappt im Dunkeln. Trotzdem müssen wir uns entscheiden.

Wahrscheinlich wird es jeder schon erlebt haben: Wenn der Verstand die Antwort nicht geben kann, dann kommt das Gefühl zur Sprache. Vulgär ist da meist von Bauchgefühl die Rede, aber in Wirklichkeit spielt sich die Sache eine Etage höher ab.

In einer solchen Situation haben wir Herzklopfen, Herzklopfen wie verrückt. Und wir setzen aufs Gefühl. So funktioniert das Original, die natürliche Intelligenz. Zugegeben, der Erfolg ist nicht garantiert. Aber so ist das nun mal im Leben. Das ist genau der Punkt, der uns zur Künstlichen Intelligenz führt – der Wunsch, alles, aber auch wirklich alles richtig zu machen.

Künstliche Intelligenz weiß alles, sieht alles voraus, findet für jedes Problem eine Lösung. Das Dumme ist nur, dass wir ihr vorher alles eintrichtern müssen: „Wenn das passiert, dann mach das, und wenn etwas anderes passiert, mach etwas anderes.“ Das müssen wir uns alles erst mal ausdenken. Die Künstliche Intelligenz plappert uns das dann nach – ganz ohne Gefühl. Das macht die Künstliche Intelligenz so fragwürdig.

Was lernen wir daraus? Künstliche Intelligenz ist die Dummheit pur.  Wenn Sie es noch nicht glauben, hier („Dein Haus kennt dich“, DIE ZEIT, 4. Dezember 2014) finden Sie Beweise:

„Intelligente Häuser schützen keineswegs vor Einbrechern, im Gegenteil, sie ermöglichen eine neue Form des Einsteigens. übers Netz.“ Dumme Sache so was, wird aber als intelligent bezeichnet.

„Intelligente Maschinen lernen aus dem Verhalten ihrer Nutzer, sie vergessen nichts, sind ihnen einen Schritt voraus.“ Unfug! Wir müssen den Maschinen erst mal alles eintrichtern, so dumm sind sie. Denken können sie nicht.

„Intelligentes Wohnen profitiert von einer Entwicklung, die man Internet der Dinge nennt: Smartphones, Tablets, Waschmaschinen, die dann waschen, wenn der Strom am billigsten ist. Kühlschränke, die Milch nachbestellen, wenn diese ausgetrunken ist. Das Internet der Dinge verwebt die reale und die virtuelle Welt miteinander.“

Jeder soll sich selbst ausmalen, was für ein Unfug das ist. Nur eins sei gesagt, weil es wirklich wichtig ist. Die virtuelle Welt ist gar nicht virtuell, sie besteht nicht nur in der Einbildung. Die virtuelle Welt ist real.  Wir sind ihr ausgeliefert. Warum fällt es so schwer, das zu erkennen?

Da wäre dann noch DIE ZEIT vom 11. September 2014 mit dem Beitrag „Angriff der Maschinen“ von Yvonne Hofstetter. Eine Beschreibung ihres Buchs „Sie wissen alles.“ Es geht um künstliche Intelligenz, also um ganz reale Dummheit.

Hier einige Ausschnitte aus dem Gespräch mit Frau Hofstetter, geführt von den Redakteuren Götz Hamann und Adam Sobocziynski:

„Ein System gilt als intelligent, wenn es ein Verhalten zeigt, das vom Programmierer ursprünglich nicht so vorgesehen wurde.“ Tatsächlich sind Autofahrer schon in einen Kanal gefahren und fast ertrunken, weil sie der Intelligenz ihres Navis folgten.

Bei intelligenten Maschinen müssen wir immer das letzte Wort behalten, sagt Frau Hofstetter. „Wir müssen sie abschalten können.“  Und weiter: „Das ist oft gar nicht vorgesehen, denn die Optimierung unseres Alltags, die uns intelligente Maschinen versprechen, setzt die ununterbrochene Überwachung unseres Lebens voraus.“

Wer will das? Die Jungs und Mädels, die dem Vergnügen eines Seitensprungs nicht widerstehen können, ganz bestimmt nicht. Mit diesem Wunsch sind sie nicht allein.

Auf dieses Problem geht Frau Hofstetter nicht ein, aber sie ist nicht unkritisch. „Wir könnten in ein totalitäres System hineingeraten, wenn wir die Entwicklung ungebremst laufen lassen“, sagt sie. „Wenn große Konzerne unkontrolliert Künstliche Intelligenz nutzen, dann besteht die Gefahr einer Diktatur“ wird Frau Hofstetter im Gespräch zitiert. Sie widerspricht nicht und sagt:

„Die Internetgiganten verfügen über alle Schlüsseltechnologien, um intelligente Maschinen aufzubauen. Wie weit die Technik gehen wird, ist für uns überhaupt nicht mehr überschaubar. Diese unkontrollierte Entwicklung, die unsere Souveränität so sehr betrifft, hat mit Demokratie nichts mehr zu tun.“

Dem hat auch Frau Hofstetter nichts entgegen zu setzen. „Künstliche Intelligenz muss sehr sorgfältig eingesetzt werden“, sagt sie. Genau das machen die Konzerne. Wie wir sehen: Auch eine intelligente Frau kann sehr einfältig sein.



Und nun, weil aller guten Dinge drei sind, zum Gespräch mit Andreas Butz, Medieninformatiker, mit Dieter Kassel, Deutschlandradio Kultur, am 16. Januar 2015 am frühen Morgen, zu nachtschlafener Zeit, um 06:47 Uhr.

„Künstliche Intelligenz könnte einmal das Ende der Menschheit bedeuten“ wird Physiker Stephen Hawking eingangs erwähnt. Herr Butz widerspricht. Ob er auch überzeugt?

Im ersten Augenblick möchte ich Herrn Butz recht geben. „Die menschliche Stärke liege auch darin, Lösungen zu finden die nicht vorhersehbar seien“, sagt er. Ich finde, wir haben die Fähigkeit zu lernen, obgleich sie bei manchen Menschen unterentwickelt oder gar nicht vorhanden zu sein scheint. Computer können nicht lernen.

Herr Butz wird auch recht haben mit seiner Meinung, dass Computer uns auf Spezialgebieten überlegen sein können, beispielsweise beim Schachspiel. Aber das ist eine einseitige Sache. Computer können… - nein, es ist nicht wichtig, was sie können. Wichtiger ist, was sie nicht können. Und das ist FÜHLEN.

Weil das Leben noch komplizierter ist als bisher notiert, noch ein Nachtrag.

Intelligente Ingenieure der Automobilindustrie entwickeln zurzeit  das Automobil, das wirklich auto mobil ist. Man setzt sich rein, sagt, wohin man gebracht werden will, und los geht’s. Lenkrad, Gaspedal und Bremse oder der Automatikschalter – alles überflüssig. Das Automobil kann und macht alles ohne uns. Auch ohne unser Gewissen? Das bleibt abzuwarten – wie hübsch gesagt, fast politisch korrekt.

Kürzlich wurde folgende Situation als Problem geschildert: Das Automobil fährt auto mobil, also unser Zutun auf der von uns gewählten Strecke. Plötzlich taucht ein Kind auf, das, ohne nach rechts oder links zu blicken, über die Straße läuft.

Was macht unser Automobil? Es folgt seinem Programm. Und was sagt das Programm? Du hast zwei Möglichkeiten: Entweder du überfährst das Mädchen und dir passiert nichts. Oder du weichst nach rechts aus, dein Auto kommt von der Straße ab, und wenn es ganz schlimm kommt, bist du tot.

Wie haben sich die Programmierer entschieden? Und bist du damit einverstanden?
09. 02. 2015