Dienstag, Februar 03, 2015

Gott, die teuflischste aller Erfindungen

Wenn es Gott gäbe, müsste man ihn verfluchen. Aber es gibt ihn nicht. Er ist eine Fiktion. Er ist eine Einbildung. Nur, weil wir auf die eine Frage „wie ist alles entstanden, wer hat es gemacht?“ keine Antwort gefunden haben und nicht finden werden und diese Antwortlosigkeit uns keine Ruhe lässt, nur deshalb haben wir Gott erfunden. Wir wollen uns selbst damit ruhig stellen, nur ist es mit der Ruhe nicht weit her.

Am Anfang war die Sache einfacher. Da gab es viele Götter. Und das machte das Leben und Glauben wirklich einfacher, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht.

Werfen wir mal einen Blick auf den Anfang. Die Alten Griechen hatten eine ganze Menge Götter und Göttinnen. Aphrodite für die Liebe, Merkur für den Handel, bei den Römern hieß der Hermes. Oder war es umgekehrt? Egal. Es gab für alles und jedes einen Gott oder eine Göttin. Das machte die Sache so menschlich. Die Römer sahen die göttlichen Angelegenheiten genauso. Auch die Germanen und die Kelten hatten ihre Leute im Himmel, an die sie sich wenden konnten.

Wie gesagt: Im Himmel wie auf Erden ging es menschlich zu oder auch göttlich. Das kommt auf den Standpunkt an. Jedenfalls gab es immer irgendwelche Möglichkeiten, zurecht zu kommen. Irgendwie konnte man sich in Glaubensachen durchmogeln. Es war, wenn es darauf ankam, ziemlich leicht, die Götter gegeneinander auszuspielen. In der Beziehung waren die Götter wirklich menschlich. Das machte das Leben auf der Erde leichter. Der Begriff „alternativlos“ war noch nicht erfunden. Auch in verzweifelten Situationen gab es zumindest zwei Möglichkeiten. Jakobowski hat das in dem „Dokumentarfilm“ „Jakobowski und der Oberst“ immer wieder bewiesen.

Das Unglück begann damit, dass die Götter abgeschafft wurden. Nein, sie gingen nicht freiwillig. Wenn sie nicht parierten, wurden sie mit Feuer und Schwert vertrieben. Vertrieben? Umgebracht wurden sie.  Fragen Sie mal Karl den Großen, der war darin Experte. Die Aller führte kaum noch Wasser, so viel Blut floss bei der Ermordung der Götter. Dass dabei so viele Sachsen umkamen, würde man heute als Kollateralschaden bezeichnen. Gute Idee! Dabei sollten wir bleiben, egal, was die Schulbücher schreiben.

Ja, so war es. Dabei hätte man sich denken können, dass die Sache mit einem einzigen Gott nicht funktionieren kann. Womit ganze Götterfamilien ihre Schwierigkeiten hatten, sollte jetzt ein Gott regeln. Der sollte belohnen, bestrafen, vermitteln, der sollte alles wissen, alles können. Das konnte nicht gut gehen. Und so kam es dann auch.

Vielleicht hätte die Sache geklappt, wenn es bei einem Gott geblieben wäre. Aber auf einmal gab es drei; den der Juden, den der Mohammedaner und den der Christen. Ganz gleich, welchem man untergeordnet wurde, man durfte nur an einen glauben. Von göttlichem Familienleben keine Spur.

Ich habe keine Ahnung, wie viele Menschen diesem irrwitzigen Glauben zum Opfer gefallen sind. Im Laufe der Zeit dürfte die Milliarde weit überschritten sein. Der Monotheismus ist eine Mordsgeschichte, eine mörderische Geschichte. Eine Geschichte ohne Ausweg, wie gleich zu sehen ist.

Kein Ausweg. Nicht wirklich, aber eine Variante. Eine menschliche? Nein, eine teuflische: das Diktat des einen Gottes (du sollst keine anderen Götter haben neben mir) auf Menschen übertragen. Drei Namen, die den Wahnsinn beweisen: Hitler, Stalin, Mao Zedong. Jeder ein Gott. Jeder vergöttert. Jeder ein Massenmörder.

Wer nun meint, damit sei der Wahnsinn auf die Spitze getrieben, irrt. Es geht noch schlimmer. Der schlagende Beweis: „Die Partei hat immer Recht.“ Das wurde doch wirklich vor gar nicht so langer Zeit behauptet. Wenigstens das hat sich als Irrtum herausgestellt. Vielleicht hat Gott auch nicht immer Recht. Wer weiß?
03. 02. 2015