Samstag, Februar 21, 2015

Aufgelesenes

Heute, am 20. Februar 2015, ein paar liegengebliebene ZEIT-Seiten gelesen. Die Schilderung eines Gesprächs mit Martin Walser, dem so hoch verehrten Schreiber, den ich bis heute nicht so recht zu würdigen weiß. Aber er thront über dem Bodensee, hat vier Töchter, ist mit ein-und-derselben Frau seit zig Jahren verheiratet (Wie glücklich? Niemand durchschaut Ehepaare). Das wird er zu seiner neuesten Tagebuchausgabe befragt und sagt lauter kluge Sachen, die ihn noch bedeutender machen als er ist. Wenn mir doch nur halb so viel über mich einfallen würde, wenn man nach meiner Bedeutung fragte! Gott sei Dank erreiche ich diese Bedeutung nicht. Ich müsste sonst jeden Morgen vor dem Spiegel einen Diener machen, eine Verbeugung vor mir selbst. Wie anstrengend.

Viel wichtiger war mir der Bericht, war mir die Betrachtung von Friederike Hassauer unter dem Titel „Spaniens erster Feminist“. Sie schreibt über den Benediktinermönch Feijóo und nennt ihn den größten Aufklärer seines Landes. Und sie sagt: „Die kühnen Thesen des frühen Bestsellerautors sind 250 Jahre nach seinem Tod unvermindert aktuell.

Das Lebensthema des Mönchs sei „Die Richtigstellung der gemeinen Irrtümer“ gewesen. Dabei ist der Herr Mönch sehr rigoros vorgegangen. Er bezeichnete den Irrtum schlicht und ergreifend als „eine Meinung, die ich für falsch halte.“ So einfach geht das. Aber in vielem, was Feijóo gedacht und geschrieben hat, fällt es schwer, ihm zu widersprechen.

Was heute am meisten überraschen mag, sind die Gedanken, die er in seinem Essay „Die Verteidigung der Frauen“ zu Papier gebracht hat. Er fordert – 1726, in Spanien, die vollkommene Gleichheit und die vollkommene Gleichwertigkeit und die vollkommene Gleichstellung der Frau gegenüber dem Mann.

Friederike Hassauer ist Professorin für Romanische Philologie an der Universität Wien. Sie bereitet eine deutsche Übersetzung und Edition von Feijóos „Verteidigung der Frauen“ vor.

Tatsächlich, es gibt noch etwas, worüber man sich freuen kann.