Mittwoch, Februar 18, 2015

Alte Wörter - neue Inhalte

In der Nachlese des Hamburger Abendblatts zur Bürgerschaftswahl am 15. Februar (Ausgabe vom 18. Februar, Seite 7) stolperte ich über eine kleine Notiz, eine Randnotiz im wahren Sinne des Wortes.

„Er stehe für ‚wertkonservative Positionen’, die der CDU zunehmend abhanden kämen“. „Joachim Lenders:  Polizeigewerkschafter und CDU-Hardliner“, stand über dieser Aussage. Ganz zum Schluss der Notiz dann: „Die Richtung ist klar: ‚Mehr Polizeinachwuchs, mehr Zivilfahnder, mehr Richter, härtere Strafen.’“ Das alles mag richtig und notwendig sein.

Aber darum geht es nicht wirklich. Es geht darum, dass der Begriff „wertkonservativ“ heute etwas ganz Anderes sagt, als ursprünglich gemeint war.  Darin liegt eine gewisse Gemeinheit.

Erhard Eppler, SPD-Politiker, hatte den Begriff „wertkonservativ“ 1975 in seinem Buch „Ende oder Wende“ zur Sprache gebracht, sozusagen in die Welt gesetzt. Er bezeichnete damit eine Politik, die sich für die Bewahrung der Natur, einer humanen und solidarischen menschlichen Gemeinschaft, sowie Wert und Würde des Einzelnen einsetzt.

Das haben Hardliner wie Herr Lenders inzwischen ganz klein gedacht: „Law and Order“ genügen ihnen. Statt Bewahrung der Natur, statt Menschlichkeit, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft der reine Egoismus.

Zugespitzt: Deutschland den Deutschen! „Mare Nostrum“ – Italiens bewundernswerter Einsatz zur Rettung von Menschenleben – vorbei, weg damit! Verteidigen wir unseren Reichtum – im eigenen Land, an unseren Grenzen, an den Grenzen Europas! Das und nichts anderes scheint heute mit „wertkonservativ“ gemeint zu sein.

So stehen die Dinge kopf. „Wertkonservativ“ ist zu einer Mogelpackung verkommen.
18. 02. 2015