Dienstag, Oktober 01, 2013

Zweifel

DIE WELT schreibt in ihrem Feuilleton am 25. September auf Seite 24: „Du kannst weiter ackern, du Pferd!“ Untertitel: „Die inhaftierte ‚Pussy Riot’-Musikerin Nadeschda Tolokonnikowa beschreibt die Bedingungen im russischen Straflager.“

Das Foto in diesem Beitrag zeigt eine hübsche, gepflegte junge Frau – hinter Gittern.
„Nadeschda Tolokonnikova vor Gericht in Sarans, wo sie im Juli vergeblich eine vorzeitige Haftentlassung beantragt hatte.“

Eine Frau, die wie ein Pferd ackern muss, sieht anders aus. Was sie schreibt, ist erschreckend. Teuflischer als die Beamten sind die Mithäftlinge – in den deutschen KZs hießen sie Kapos. Am teuflischsten ist das System. Es bringt Häftlinge dazu, Mithäftlinge wie Vieh zu behandeln. Da mischen sich Selbsterhaltungstrieb und der Wille zu überleben mit Sadismus.

Aber die junge Nadeschda sieht nicht misshandelt aus. Wer hat das Bild gemacht? DIE WELT nennt keine Quelle.

Und dann: Wie konnte sie diese Anklage, diesen Bericht, an die Nachrichtenseite lenta.rus schicken? Ganz normal? Kann sie E-Mails schicken, wann und an wen sie will? Die Mannschaft des „lupenreinen“ Demokraten Putin lässt das zu? Zweifel, Zweifel, Zweifel!

Was ist wahr, und was stimmt nicht? Ich kann die Wahrheit nicht herausfinden. Was kann ich glauben und was nicht? Und schon lande ich beim Glauben, also beim Nichtwissen.

Wie haben wir uns immer über die Nachrichtengaukler in vergangenen Zeiten mokiert! - haben sie als Geschichten- und Märchenerzähler abgetan, die es mit der Wahrheit nicht so genau nahmen.

Und heute? Ist es heute anders? Das bezweifle ist und habe meine Gründe dafür, siehe DIE WELT vom 24. September.  Der Bericht ist kein Einzelfall.
30. 09. 2013