Sonntag, September 08, 2013

Die große Schlamperei

Bei der Hamburger Polizei fallen 40 bis 45 Prozent der Bewerber für den mittleren Dienst durch die Deutsch-Tests. Im gehobenen Dienst sind es 35 Prozent.

Das Niveau der Tests soll hoch sein, was einleuchtet. Gerhard Ruschmeyer, Leiter des Zentralen Personalmanagements der Hamburger Polizei, sieht keinen Grund, dieses Niveau abzusenken.: „Polizisten müssen sich präzise ausdrücken und den Sachverhalt gerichtsfest zu Papier bringen können. Deutsch ist ein K.-o.-Kriterium.“ Und weiter: „Ich habe die Vermutung, dass die Grundanforderungen in Deutsch nicht so hoch sind, wie sie sein sollten.“ Ich denke, daran ist kaum zu zweifeln. Aber wie ist es dazu gekommen?

Den Anfang finden wir in den 70er- und 80er Jahren. Formale Fertigkeiten wie richtiges Schreiben und Rechnen traten in den Hintergrund. Dann die Rechtschreibreform, die trotz ihrer Nachbesserungen alles nur noch schlimmer gemacht hat. Und schließlich die Idee, das Schreiben mit einer Anlauttabelle zu lernen. Dieser Idee steht allein schon die durch Dialekte geprägte Aussprache entgegen.

Der große Vorzug dieser Methode? Ihre Verfechter sagen, die Kreativität der Kinder würde gefördert, wenn sie so munter losschreiben dürften, wie sie sonst plappern. Da scheinen mir ganz unterschiedliche Dinge durcheinander zu geraten.

Die richtige Rechtschreibung muss geübt werden, die Kreativität der Kinder nicht; denn die bringen sie von Haus mit. Das Einüben des richtigen Schreibens tötet nicht den Einfallsreichtum der Kinder.

Was heißt überhaupt Kreativität? Steht sie auf irgendeinem Lehrplan? Nein. Sollte sie das? Vielleicht. Aber das hat nichts mit Deutschunterricht zu tun.

Munter drauflos schreiben wie wir ebenso munter drauflos plappern? Der Fantasie freien Lauf lassen? Erst mal aufschreiben, was einem da durch den Kopf geht? Ja bitte,  aber richtig geschrieben!

Und was die Kreativität angeht – die gibt es ja nun in vielen Spielarten. Wie ich als Banker Kunden Schrottpapiere (Derivate ist der Fachausdruck) andrehe, hat durch-aus etwas mit Kreativität zu tun. Auf so etwas muss man erst mal kommen. Aber das ist nur ein Beispiel von unendlich vielen.

Zurück zum Kern des Themas:

„Was Hänschen nicht lernte, lernt Hans nimmermehr.“  Das war so. Das ist so. Das bleibt so. Und deshalb noch einmal:

Richtiges Schreiben steht dem Einfallsreichtum der Schüler nicht im Wege. Im Gegenteil: Wenn sie sicher sind, verständlich und genau schreiben zu können, wsenn sie das gelernt haben, dann können sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen, dann sind sie kreativ.