Donnerstag, November 08, 2012

Entwicklungsgeschichte

Als ich ein kleiner Junge… - nein, ich will Erich Kästner hier nicht zitieren. Ich will notieren, was ich erlebte,  natürlich nur einen klitzekleinen Teil meiner Erlebnisse.

Als ich zu Ostern 1938 stolz zum ersten Mal zur 13. Volksschule in Berlin-Lichter-felde ging,  befand sich in meinem Tornister eine Schiefertafel. Sie hatte einen Holzrahmen und auf der Tafel selbst waren Linien eingezeichnet, auf denen ich Buchstaben einritzen sollte. Das wusste ich aber noch gar nicht. Ich sollte ja erst anfangen zu lernen.

An der Tafel war eine dünne Schnur befestigt. An ihrem Ende hing ein kleines Schwämmchen. Und dieses Schwämmchen baumelte aus meinem Tornister. Jeder konnte sehen, dass ich gut ausgerüstet war.

Ich kann mich nicht erinnern, ob das Schwämmchen auch angefeuchtet war. Das musste nämlich sein, damit man das auf die Tafel Gekritzelte auch wieder aus-
wischen konnte, um dann etwas Neues hinzu zu kritzeln.

So ähnlich war das auch auf den großen schwarzen Tafel hinter dem Katheder des Lehrers. Da schrieb man mit weicher Kreide. Abgewischt werden musste aber auch mit einem feuchten Schwamm.

Erinnern kann ich mich daran, dass das Kritzeln auf der Schiefertafel den Ohren weh tat. Anschließend schrieben wir auf Papier, das auch die notwendigen Hilfslinien für eine gut lesbare Handschrift hatte.

Wir schrieben mit Redis-Federn, von denen es verschiedene Ausführungen gab. Für uns war wahrscheinlich eine ganz bestimmte vorgesehen. War es die Nummer 7?

Wir tunkten unsere Redis-Feder in ein Tintenfass, das in unserem Schultisch einge-lassen war und kratzten damit über das Papier. Ja, wir kratzten. Es war aber nicht mehr ganz so schlimm wie das Kratzen auf der Schiefertafel.

Wir schrieben aber nicht nur mit der in die Tinte getunkten Redis-Feder. Wir schrieben auch mit dem Bleistift. Der kratzte zwar nicht übers Papier, aber manchmal brach seine Spitze ab. Dieses Malheur ließ sich schnell mit einem Blei-stiftanspitzer heilen. Und wenn man keinen Anspitzer hatte, tat es auch ein scharfes Messer. Es war nicht schwierig, sich aus der Patsche zu helfen.

Wer sich bis hierher durchgelesen hat, wird sich spätestens jetzt fragen: Worauf will der denn hinaus? Was will er wirklich sagen? Gibt es überhaupt einen Grund, auf die Steinzeit zurückzugreifen? (Schiefer gehört zu den Steinen?)

Ja, es gibt einen Grund. Mein Drucker druckt nicht mehr. Ich habe Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt (der Himmel war mein intelligenter IT-Berater, die Hölle war der Hersteller meines Druckers. Weder Himmel noch Hölle haben geholfen).

Kein Wunder, dass mir da meine Schiefertafel einfiel mitsamt ihrem Schwämmchen zum Löschen. (Auch damals galt schon: gelöscht ist gelöscht – unwiderruflich. Man-ches hat sich nicht geändert.) Aber so einfach ist die Welt nicht mehr.

Es hat mindestens eine Stunde gebraucht, bis ich dem Druckerhersteller das Desaster schildern konnte. Leider habe ich meinen Bachelor in IT-Wissenschaft noch nicht gemacht. Ob ich eine Antwort bekomme? Und wenn ja, eine hilfreiche?
Das weiß ich noch nicht.

Ich weiß nicht, wie sich die Dinge entwickeln werden. Das macht die Sache so spannend. Man muss nicht alles wissen, was kommt. Es wird so sein wie früher: Gibt es ein Problem? Dann löse es. Löse es selbst.