Voll gesperrt
Natürlich sollte ich nachsichtig sein. „Voll“ ist, was mir in der Schule als „Schmuck-wort“ erklärt wurde, ein Wort, das nicht nötig ist, aber die Geschichte ein wenig hübscher macht. Eine Vollsperrung macht allerdings nichts hübscher. Sie macht unsere Sprache nur hässlicher. Dagegen sperre ich mich.
Gute Aussichten scheine ich aber nicht zu haben. Das zeigt das folgende Beispiel.
Seit einiger Zeit ist das Wort „wertschätzen“ im Schwange. Da wird dies und jenes nicht wertgeschätzt oder doch wertgeschätzt, das ist ziemlich egal.
Wenn ich etwas schätze, dann ist mir die Sache etwas wert. Dann muss ich die Sache nicht wertschätzen, weil ich es ja mit meiner Schätzung schon getan habe.
Nun hat schätzen noch eine andere Bedeutung. Schätzen bedeutet vermuten, glauben: „Ich schätze, wir schaffen das so schnell nicht.“
Wird wegen dieser doppelten Bedeutung jetzt so oft von wertschätzen gesprochen und geschrieben? Du liebe Güte! Können wir nicht so vernünftig miteinander reden, wie es früher auch ging?
Dieser Wunsch scheint „voll gesperrt“ zu sein. Wo ist die Umleitung?
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