Mittwoch, Oktober 17, 2012

Frau Schludrigkeit

Frau Schavan hat es bei ihrer Doktorarbeit nicht so genau genommen. Das jedenfalls sagt ein Gutachter der Düsseldorfer Universität, der Uni, die ihr den Doktortitel verliehen hat und jetzt vielleicht aberkennen wird. Hat sie abgeschrieben, hat sie gemogelt, hat sie geklaut? Oder war sie nur schludrig?

Bitte lassen Sie mich einen Augenblick nachdenken. Danke. Also, wenn ich meinen Doktor mache, dann will ich ihm Rahmen meiner Möglichkeiten etwas Neues schaffen. Das soll nicht Papperlapapp sein. Darauf soll man sich verlassen können. Also muss ich sorgfältig arbeiten.

Ich weiß, dass das sehr schwierig ist, sehr anspruchsvoll. Ich bin selbst ein ziemlich schludriger Mensch, dem alles nicht schnell genug gehen kann. Immer wieder frage ich mich: Soll ich fünfe wirklich gerade sein lassen? Und dann sage ich: nein!

Ich fürchte, ich habe nicht immer nein gesagt. Und ich nehme an, Frau Schavan hat das auch nicht getan. Absolution? Vergebung? Ich weiß nicht.

Nein: Menschen in der Politik müssen nicht bessere Menschen sein als wir. Aber sie sollten auch nicht so tun, als seien sie es.

Das scheint mir das Problem der Annette Schavan zu sein und damit auch unser Problem. Die Jungs und Mädels der Politik wollen offenbar immer etwas besser sein als wir. Das scheint aber nur ganz selten zu gelingen.

Zurück zu Annette Schavan. Was würde ich ihr sagen, wenn sie mich fragte?

„Ach, gnädige Frau, würde ich sagen, bleiben Sie ruhig und gelassen. Verlassen Sie sich nicht auf Frau Merkel. Verlassen Sie sich auf sich selbst. Und sagen Sie: Wenn ich zu oberflächlich war, dann streichen Sie, bitte schön, den Dr. vor meinem Namen.  Ich kann auch ohne diesen Titel leben. Sollte Ihnen das schwer fallen, dann bitte, fragen Sie mich doch nicht.“