Sonntag, März 23, 2008

Um die Ecke gesagt

Kürzlich ist ein neues Wort aufgetaucht: Eckrentner. Arbeitsminister Olaf Scholz hat es nicht nur in den Mund genommen, er hat es auch ausgesprochen. Er sagte, dass ab Mitte des Jahres ein Eckrentner 13,05 Euro mehr erhalten wird. Nun ist das kein bedeutender Betrag, aber immerhin besser als gar nichts.

Aber was oder wer ist denn ein Eckrentner? An welcher Ecke steht er denn? An welcher der vielen Ecken der Rentenversicherung hat er sich gestoßen und heißt deshalb so? Oder wurde er in eine Ecke geschubst, aus der er nicht mehr heraus-kommt? Ist er etwas Besseres als der Rentner im Allgemeinen, vielleicht aber auch schlechter gestellt? Auf alle diese Fragen gibt das Wort Eckrentner keine Antwort.

Vielleicht kommen wir dem Geheimnis auf die Spur, wenn wir es mit anderen Wort-kombinationen versuchen. Eckmanager. Eckpolitiker, also beispielsweise Eckarbeits-minister, Eckbundeskanzlerin, Eckbundestagspräsident. Aber sind sie nicht alle viel zu glatt geschliffen, um noch irgendwo anzuecken. Ich fürchte, auch hier kommen wir nicht weiter.

Klarer Fall, das sollen wir auch gar nicht. Herr Scholz legt nicht den geringsten Wert darauf.

Was er gemeint hat, ist dies: Der Rentner, der 45 Jahre lang in die Rentenversiche-rung eingezahlt hat, erhält 13,05 Euro mehr. Alle, die nicht so lange eingezahlt haben, erhalten weniger. Aber das zu sagen, wäre ihm peinlich, weil zu ehrlich. Politisch korrekt hat sich Herr Scholz verhalten, menschlich korrekt nicht.