Freitag, März 07, 2008

"Die Mörder sind unter uns"

„Die Mörder sind unter uns“. Das ist nicht nur der DEFA-Film, den Wolfgang Staudte 1947 gedreht hat. Das ist immer wieder, Jahr für Jahr und Tag für Tag Wirklichkeit. Das ist heute.

Was Louis Begley, in Polen geborener US-Amerikaner, anlässlich der Verleihung seiner Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg gesagt hat, spricht Bände. (Auszüge Frankfurter Allgemeine Zeitung Seite 36, 29. Februar 2008, Nr. 51)

Möglicherweise aber sind es die kleinen Morde, die man als Mord nicht erkennt, das, was uns umbringt. Die kleinen Tode, die genauso tödlich sind wie die großen.

Da unsere Gesellschaft – weltweit, also global – um das Goldene Kalb tanzt, nur noch das Materielle im Auge hat, geht es um Einkommen, Auskommen, um reich oder arm und irgendwie doch immer auch um Leben oder Tod. Große Worte für kleine Dinge. Aber selbst die kleinste Kleinigkeit hat Größe, wenn sie mich umbringen kann.

„Zwei Stunden Arbeit – nur eine wird bezahlt“ (Hamburger Abendblatt, 19. 02. 2008): Na bitte, endlich ist ein Mindestlohn vereinbart. Davon kann ich leben, wenn auch nicht reich werden. Aber warum sollte ich auch reich werden? Mir genügt es, wenn ich von meiner Arbeit leben kann und nicht betteln gehen muss.

Leider habe ich mich geirrt. Ich bin wieder mal der Dumme. Egal wie lange ich arbeite, mir werden nur die Stunden angerechnet, die im Vertrag vorgesehen sind. Überstunden? Ja, aber ohne Bezahlung.“

Natürlich gibt es auch „positive“ Nachrichten. „Die Gehälter von Vorständen steigen deutlich“ schreibt die Frankfurter Allgemeine in diesen Tagen, schränkt aber zugleich ein: „Im internationalen Vergleich liegt Deutschland in der Vergütung der Vorstandsvorsitzenden im unteren Mittelfeld.“ Mir kommen die Tränen. Und ganz privat frage ich mich, was die Herren mit ihren Millionen machen, wenn sie im Grab liegen. Wie sind denn da die Wechselkurse? Gibt es sie überhaupt?

Damit es keine Missverständnisse gibt: Laut Frontal 21, letzte Woche, haben sich die Managergehälter in der letzten Zeit um 44% erhöht, das Einkommen des Staates um 19%. Nur das Einkommen der Arbeitnehmer ist um 3,1% gesunken. Trotzdem behauptet Frau Merkel, dass der Aufschwung jetzt überall ankommt. Wo bitte, ist das Land Überall? Hier in Deutschland offensichtlich nicht.