Sonntag, August 19, 2007

Unter die Lupe genommen

Heute würde man wahrscheinlich sagen: „fokussiert“. Auch das wäre eine Betrachtung wert. Aber hier geht es um „hallo!“, „sensibel“ und „sensibilisieren“, Wörter, die uns nur so um die Ohren fliegen und in die Augen springen.

„Hallo“ ersetzt heute „Guten Morgen“, „Guten Tag“, „Guten Abend“, „Grüß Dich“.

Alles wird eingeschmolzen in ein kurzes „Hallo“ und verliert so seine Besonderheit.

Die ursprüngliche Bedeutung von „Hallo“ ist verloren gegangen. „Hallo“ rief man, wenn man jemanden, den man nicht kannte, auf sich aufmerksam machen wollte:

„Hallo, Sie da…!“

„Hallo?“ fragte man am Telefon, wenn man nicht sicher war, ob der Gesprächspartner einen noch hörte.

Alles vorbei. Wir stenographieren nur noch, sprechen in Kürzeln, was konsequenterweise zum Simsen geführt hat. Wir verstümmeln unsere Sprache. Faulheit und falsch verstandene Eigenheiten des Englischen werden die Gründe sein.

„Hallo, Herr soundso“, „hallo, Frau soundso“ fangen viele e-mails an. Wieviel schöner wäre „Guten Morgen, Herr soundso“, „Guten Tag, Herr soundso“ usw.!

Selbst die steife Anrede „Sehr geehrter Herr…“ wäre charmanter als „Hallo“.

Oberflächlichkeit, Unverbindlichkeit scheint das zu sein, was uns verbindet.

Die Wörtchen „sensibel“ und „sensibilisieren“ zeigen es womöglich noch deutlicher.

„Sensibel“ meint empfindsam, feinfühlig. So schlicht, so gut. (Zugegeben: Mein „Wahrig Deutsches Wörterbuch“ ist nicht mehr das allerneueste, aber so ganz und gar hat es sich bisher nicht geirrt, nicht daneben benommen.)

Was, bitte schön, sind nun sensible Daten? Manager und Politiker sprechen gern von sensiblen Daten, wenn sie mit der Wahrheit nicht herausrücken wollen. Das ist es also!

Sensibel heißt geheim halten, vernebeln, nur andeutungsweise zur Sprache bringen, sich nur nicht festlegen.

Was ist daraus zu lernen? Frage immer, was mit „sensibel“ gemeint sein kann! Um Empfindsamkeit, um Feinfühligkeit geht es sicherlich nicht. Also: aufgepasst!

Nun wird’s ganz schwierig: Sensibilisieren.

Da werden Menschen für den Krieg sensibilisiert. Kinder werden für Fettleibigkeit sensibilisiert, Mitarbeiter für IT-Sicherheit, für interkulturelle Andersartigkéit wird sensibilisiert. Was heißt das alles?

Da soll auf etwas aufmerksam gemacht werden. Da soll ein Gefühl, ein Verständnis für etwas geweckt werden. Da sollen die Augen geöffnet werden, um ein Problem zu erkennen.

Was sehen wir? Wenn wir genau sagen wollen, was wir meinen, brauchen wir ein paar Wörter mehr. Aber weil wir denk- und sprachfaul sind, genügt uns „sensibilisieren