Montag, August 13, 2007

Ein Unternehmen spielt Gott

Hier ist noch einmal von M die Rede, dem Unternehmen, das im Eingriff in die Natur einer der Weltmarktführer ist; jedenfalls sieht es sich so, und die Folgen seiner Tätigkeit sind erschreckend – ganz gleich, ob sie beabsichtigt sind oder nur in Kauf genommen werden sollen.

Ein Auszug aus einem Gespräch mit Robert Spaemann* (Wirtschafstwoche 32 vom 06. 08. 2007) weist darauf hin, wenn auch indirekt:

„Das Eingreifen ins menschliche Genom muss verhindert werden, wir verfügen nicht über Kriterien, was ein wünschenswerter Mensch ist. Wenn man eine bestimmte Krankheit eliminieren könnte auf genetischem Weg ohne irgendetwas anderes in Mitleidenschaft zu ziehen, dann würde ich mit mir reden lassen. Aber das ist heute gar nicht möglich.

Und gleichzeitig geht die Fantasie der Wissenschaftler ja weit darüber hinaus. Die wollen wirklich einen besser angepassten Menschen. Einen Menschen, der besser für die Raumfahrt geeignet ist und andere Lebensbedingungen. Da wird der Mensch zum Material in der Hand anderer Menschen, die bestimmen, wie künftige Menschen aussehen. Das ist ein Grad von Fremdbestimmung, der ganz ungeheuerlich ist.“

Da läuft es einem kalt dem Rücken herunter. An nichts anderem arbeitet M, wenn auch zur Zeit noch auf Pflanzen bezogen doch schon mit katastrophalen Folgen für den Menschen. Wenn der unmittelbare Eingriff in den Menschen mehr Profit verspricht, wird M auch das tun – natürlich auch andere Unternehmen. Orwells 1984 liest sicht heute wie ein Schlummerlied. Orwells Fantasie hat weit in die Zukunft gegriffen, aber nicht weit genug. M ist über diese Fantasie weit hinaus.

Fahren wir nun alle zur Hölle? Die Fahrkarte für diese Reise hat M für uns bereits

bezahlt. Aber vielleicht wollen wir diese Reise gar nicht antreten. Dann allerdings müssen wir das klipp und klar sagen.

* Robert Spaemann, 80, emeritierter Professor für Philosophie der Ludwig-Maximilians-Universität, befasst sich seit den Achtiger-Jahren mit dem Verhältnis von Naturwissenschaft zu teleologischem Denken und berät in diesen Fragen den Papst.