Montag, August 13, 2007

M wie Mord

Jeder Mord hat seine Geschichte. Mal nimmt sie nur wenige Sekunden in Anspruch. Ein anderes mal entwickelt sie sich über Jahre hinweg und scheint kein Ende zu nehmen, bis es dann doch „passiert“. Davon ist hier die Rede.

Der Fall M, um den es hier geht, ist in verschiedenen Veröffentlichungen nachzulesen, die ich hier auszugsweise, aber wortgetreu wiedergebe.

Zum besseren Verständnis: bei M handelt es sich nicht allein um Mord, sondern auch um ein Unternehmen. Das soll zunächst zu Wort kommen:

„Das Unternehmen ist einer der Weltmarktführer in der Entwicklung und Herstellung von umweltverträglichen Pflanzenschutzmitteln und mithilfe moderner Biotechnologie verbesserten Saatguts. Ziel von M. ist es, unter gleichzeitiger Schonung natürlicher Ressourcen, die Erträge und die Qualität der Agrarproduktion deutlich zu verbessern.“

Jetzt soll jemand zu Wort kommen, der selbst nicht mehr sprechen kann: Punjaram Kubde, ein indischer Baumwollpflanzer in der Region Vidarbha. Er hat sich, wie 521 Bauern in diesem und 1.200 Bauern im vergangenen Jahr, umgebracht, weil er keinen Ausweg mehr wusste.

Punjaram Kubde baute den „Bt Cotton“ von M an. „Der genveränderte Samen ist teuer, man muss ihn jedes Jahr neu kaufen, die Saat macht die Hälfte der Produktionskosten aus. Und wenn sie zu viel oder zu wenig Wasser bekommt, reagiert sie viel empfindlicher als normale Baumwolle.“ Zwei mal hintereinander „ersoff die Ernte im Regen.“ Da war Punjaram Kubde am Ende. „Er hätte sich aus der (von M gestellten Falle) nicht mehr befreien können. Er wäre für seine Gläubiger wie ein Leibeigener gewesen. Darum wählte er den einfacheren Ausweg.“ Er brachte sich um. „Er goss Pestizid in einen Metallbecher und trank.“

Nein, das war kein Selbstmord. Das war Mord. Und der Mörder? Wer ist der Mörder, etwa M?

Das Unternehmen M wurde 1901 gegründet, hat heute 17.000 Mitarbeiter in 100 Ländern und hat zuletzt einen Umsatz vom 6,3 Milliarden US-Dollar erzielt. Ein Mordsunternehmen also, aber kaum eines, das auf Mord aus ist.

Ein Unternehmen aber, das offenbar einzig und allein das Geld anbetet und deshalb auch über Leichen geht, wie das Beispiel zeigt. Der Tanz um Goldene Kalb? Viel schlimmer noch:

Hier spielt ein Unternehmen Gott!