Montag, August 13, 2007

Kultur ist alles. Alles ist Kultur.

Der Missbrauch des Wortes Kultur frisst sich wie ein bösartiger, agressiver Krebs durch unsere Sprache. Ein Gegenmittel, eine Therapie gibt es anscheinend nicht.

Wenn der Politiker und Umweltminister Gabriel davon spricht, dass die Betreiber der Atomkraftwerke nicht imstande sind, eine „anständige Sicherheitskultur zu installieren“, dann meint er was? Sicherheit, aber nicht Kultur! Sicherheitssystem wäre sicherlich besser angebracht als Sicherheitskultur. Es ginge aber noch einfacher. Aber da lege ich mich mal sprachlich genau so faul zurück wie Herr Gabriel und alle die anderen.

Die anderen? Ja, zum Beispiel die STERN-Redakteure Andreas Albes und Hans-Hermann Klare, die in der Ausgabe 33 vom 09. 08. 2007 fragen: „Reicht das aus, um diese Kultur der Korruption zu beenden?“ Úmgang, Einverständnis mit der Korruption, Einstellung zur Korruption – alles dies wäre besser als „Kultur“. Aber Kultur ist ein verführerisches Wort: kurz und ungenau.

Ehrlicherweise muss ich etwas nachfügen. Alexander und Margarete Mitscherlich notierten bereits 1967 in "Die Unfähigkeit zu trauern" das Wort "Gehorsamskultur". Nun, auch bedeutende Menschen dürfen sich mal eine Bequemlichkeit leisten.