Dienstag, Juli 04, 2006

Unsere Seefahrt, die ist schmutzig

03. 07. 2006

Noch einmal ganz kurz zu dem inzwischen tiefgefrorenen Bärenjungen Bruno. Italien möchte ihn zurück haben, da er ja aus dem Trentino ausgewandert, also Italiener war. Die Begründung ist – zweifelhaft. Man sagt, Bruno solle nicht zu einer deutschen Touristenattraktion werden. Aber vielleicht zu einer italienischen? Das eine wäre so blöd wie das andere.

Auch wenn es nichts geholfen hat, bin ich auf der Seite der Bruno-Freunde, die ihn am Leben halten wollten. Was hat er denn getan. Anscheinend nichts anderes, als seine Mama ihm beigebracht hat: Das sinnlose Meucheln von Schafen und Kaninchen und Hühnern hätte man ihm – so sagen bedächtige Leute – abgewöhnen können. Aber die deutschen Jäger waren mal wieder schneller. Peng, peng – wir Schützenkönige! Wir lieben den Teddy nur, wenn er von Steiff einen Knopf im Ohr hat.

Aber – das muss ich zugeben – auch mir kommt Bruno in die Quere. Ich wollte ja zu etwas ganz anderem schreiben. Nun – endlich – will ich es versuchen.

„Schiffsdiesel rauben Küstengebieten die Sonne“ titelt DIE WELT heute auf Seite 15. In diesem Beitrag kommt Erschreckendes zutage. Das Schweröl, das viele Schiffsmotoren verbrennen, „ist eigentlich eine raffinierte Methode, , den Müll aus den Raffinerien auf hoher See zu versenken und zu verbrennen“ (Professor Hartmut Graßl vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg).

Was zunächst nur wie ein lokales, regionales Problem aussieht (Nordsee, Ärmelkanal) stellt sich als ein globales Problem heraus.: „Die Schiffahrt in EU-Gewässern wird nach Einschätzungen der EU-Kommission spätestens 2020 mehr Schwefeldioxid und Stickoxide ausstoßen als alles zusammengenommen, was an Land Schornstein und Auspuff hat… Schon jetzt hat das Schiff in den meisten Küstengewässern das Auto als Umweltsünder abgelöst, an besonders stark benutzten Knotenpunkten beträgt sein Anteil an der Umweltverschmutzung bereits bis zu 90 Prozent.“

Und das ist ja nur eines von vielen Problemen, die die internationale Schiffahrt verursacht. Schiffe werden bis heute mit Farben „versiegelt“, die hochgiftig sind und die Meere verseuchen (nur damit sich keine Muscheln am Schiff ansetzen).

Die Schäden, die hier an der „Oberfläche“ verursacht werden, sind möglicherweise nur der kleinere Teil der Umweltvernichtung. Wenn wir in die Tiefe gehen, entdecken wir die Pläne, auch die Ozeane bis auf ihren Grund auszuplündern.

Auf der Erde, den Kontinenten, sind wir in dieser Hinsicht schon sehr erfolgreich. Was könnte uns davon abhalten, auch im Universum der Meere unser Unwesen zu treiben – aus purer Habgier? Nichts! Oder gibt es noch eine kleine Hoffnung?

Wahrscheinlich nicht. Wer auf Kredit Urlaub macht (und später nicht weiß, wie er den Kredit abbezahlen soll), der pfeift auch auf diese kleine Erdkugel, die ein Nichts im Universum ist. Ein Nichts!