Dienstag, Juli 04, 2006

Bruno-Teddy, armer Kerl

02. 07. 2006

Bruno JJ1 (JJ1 ist der „Familienname), Bruno ist tot. Erschossen worden aus 150 Metern Entfernung, so heißt es. Bruno hatte keine Chance. Um ihn zu betäuben, ihn in einem Tierpark „gefangen“ zu setzen und damit sein Leben zu retten, hätte man sich auf 30 Meter an ihn heranmachen müssen, schreibt man. Wieso eigentlich? Stimmt das?

Bruno hat sich aus seiner Heimat, dem Trentino, auf Wanderschaft gemacht. Gründe sind nicht bekannt. Er zog hin und her, nach Österreich, nach Bayern, wieder zurück, ließ sich hier und da blicken und fotografieren, hat aber den finnischen Bärenjägern und den Fallenstellern aus Kanada jedes Mal eine Bärennase gedreht. Dumm war Bruno nicht, aber zu jung, um mit der ihm feindlichen Welt in Deutschland fertig zu werden. Er war, wie es heißt, noch nicht geschlechtsreif, also noch ein recht unerfahrener Jungbär. Das war sein Verhängnis.

Wirklich? Nein. Sein Verhängnis war – nein, nicht die deutsche Hysterie, genauer: die bayerische, sondern –, sondern die Lust deutscher Jäger, nach 170 Jahren wieder einen Bären zu erlegen.

Das klingt wie eine Behauptung, ist aber keine. Wochenlang haben alle möglichen Leute versucht, Bruno „in die Falle“ zu locken. Nichts davon ist gelungen. Aber als er zum „Abschuss“ freigegeben war, ging alles ganz schnell. Darüber darf nachgedacht werden.

Zugegeben: Bruno hat sich nicht von seiner besten Seite gezeigt. Er hat Schafe gemeuchelt, Kaninchen umgebracht, Hühnern den Hals umgedreht und noch einigen Unsinn mehr gemacht. Alles das wäre wohl nicht nötig gewesen; der Hunger kann es nicht gewesen sein. War wohl jugendlicher Leichtsinn, mal zeigen, was man drauf hat. Eigentlich ganz menschlich.

Fiel Bruno nicht unter das Jugendstrafgesetz, das wir seit Jahren für Mörder anwenden, selbst wenn sie 21 sind, also längst erwachsen.? Nein. Bruno musste, musste, musste erschossen werden. Wohin sonst kämen unsere Schützenvereiine?!
Die schießen nicht daneben, auch wenn sie zwei Kugeln für einen außer Rand und Band geratenen Bärenjungen brauchen.

Viel, zu viel Gesums um einen kleinen Bären? Nö, wir haben nur verlernt, mit unseren Lebens- und Leidensgenossen zu leben. Das wird uns noch leid tun.