Samstag, Juni 24, 2017
Vor vielen, vielen, unendlich
vielen Jahren waren Fehler noch richtige Fehler. Was falsch war, war falsch. Da
wurde kein Unterschied gemacht. Jedenfalls nicht in den Schulen und nicht im
Deutschunterricht. Nicht nur der Inhalt erhielt Noten, auch die Form, die
Rechtschreibung. Nämlich mit h geschrieben (nähmlich), machte da aus einer 2 –
für den Inhalt des Aufsatzes – eine 2 minus.
Auf einmal fanden das immer mehr
Leute irgendwie autoritär und setzten ihre Auffassung durch: Wichtig ist allein
der Inhalt. Die Form spielt keine so wichtige Rolle. So sahen sie das und
übersahen, dass Inhalt und Form zusammen erst zu einem guten Ergebnis führen.
Viele Jahre danach setzten sich
die Kultusminister der Bundesländer zusammen, um sich eine Rechtschreibreform
auszudenken. Das war eine ziemlich komische Sache. Besonders komisch war und
ist, dass die Kultusminister der 16 Bundesländer den Gedanken nahelegen, dass
wir in Deutschland 16 unter-schiedliche Kulturen haben. Darüber hat sich noch
niemand Gedanken gemacht: Sind es vielleicht gar nicht so viele? Oder sind es
mehr?
Wie auch immer: Die 16 für die
deutschen Kulturen sich zuständig fühlenden Minister machten eine Reform. Sie
modernisierten unsere Rechtschreibung. Jedenfalls behaupteten sie das.
Wie wenig sie davon verstanden,
zeigt ein kleines Beispiel. Aus „Quentchen“ machten sie „Quäntchen“. Das war
zumindest an den Haaren herbeigezogen.
Quentchen hat seinen Ursprung in
quentinus, ein Fünftel, nicht in Quantum. Man muss schon ziemlich
kultusministerisch sein, haarspalterisch, um zu sagen, dass ein fünfter Teil
von irgendwas auch ein Quantum sei. Es dauerte nicht lange, da wurde die Reform
reformiert. Beim Quäntchen ist es geblieben.
Geblieben ist vor allem eine
große Unsicherheit. Medien wie zum Beispiel Zeitungen behelfen sich mit
Computerprogrammen, die aber auch nicht alles wissen und gelegentlich die
hübschesten Fehler produzieren.
Um das Maß voll zu machen: Zu
allem Unglück kommt der offenbar unwider-stehliche Drang hinzu, ohne genau
hinzusehen, englische Begriffe einzuflechten.
Ein Engländer würde „Backshop“
sicherlich verstehen als „Hinterhofladen“, und – schlimmer noch: Selbst Claus
Kleber spricht im heute Journal von „Public Viewing“, wenn er
Fernsehübertragungen in der Öffentlichkeit meint. Im Englischen ist etwas ganz anderes gemeint:
die Aufbahrung eines (prominenten) Toten in der Öffentlichkeit, um ihm die
letzte Ehre zu erweisen.
Und wohin führt das Ganze?
Beispielsweise zu „Mitmach-Flashmop“, dem Wort mit zwei Fehlern.
Fehler Nr. 1: da P. Es heißt
nicht Flashmop, sondern Flashmob.
Fehler Nr. 2: Wenn schon mop,
dann bitte mit zwei P = Mopp!
So findet der Text am Schluss
doch noch zum Anfang zurück.
Der Mopp ist ein hausfrauliches,
hausmännisches Handwerkszeug, um den
Fuß-boden von Schmutz zu befreien.
Frei nach Loriot: „Das Leben ohne
Mopp ist möglich, aber sinnlos.“
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