Dienstag, Februar 07, 2017

Vonne Gerechtigkait

Vorbemerkung: Der Aufsichtsrat des VW-Konzerns hat einer nur kurzfristig beschäftigten Vorstandsdame den Abschied mit einer monatlichen Rente von 8.000,00 € auf Lebenszeit spendiert. Einen Anspruch auf diese Großzügigkeit gab es nicht, Anspruch auf eine Abfindung von über 12 Millionen € aber wohl. Macht so viel „unverdientes“ Geld neidisch? Vielleicht. Auf jeden Fall schießt einem da ein kleines Wörtchen durch den Kopf: Gerechtigkeit – und die Frage: Wo ist sie?

Günter Grass hat seinem letzten Buch den Titel „Vonne Endlichkait“ gegeben.
Dieser alte Kaschube! An eine Gerechtigkait hat er wohl nie geglaubt, so wenig wie Heinrich Böll und Heinrich Heine und unzählig viele andere Schreib- und Schriftsteller an Gerechtigkeit glaubten.

Wenn so erfahrene, so liebevolle und so scharfsinnige Schreiber mit der Gerechtigkeit nicht zurande kommen, wie sollen wir philosophischen Analpha-beten das schaffen? Ja, wie sollen wir das schaffen? Vielleicht, indem wir es einfach mal versuchen.

Ist es gerecht, wenn ich nicht weiß, wie ich das Geld für die Klassenfahrt meiner Tochter aufbringen soll, und für die anderen Eltern das nur Peanuts sind? Wahrscheinlich nicht.

Ist es gerecht, wenn ich zwei Jobs annehmen muss, um über die Runden zu kommen?

Ist es gerecht, wenn ich als Billig-, Zeit- und sonst was -Arbeiter bis zum Umfallen schufte und es reicht hinten und vorn nicht, weder heute, noch wenn ich alt bin?

Ist es gerecht, wenn jemand für so gut wie nichts jeden Monat eine Rente von 8.000,00 € erhält und ich für 45 Jahre Arbeit nur 800,00 €, wenn überhaupt?

Nee, von Gerechtigkeit oder Gerechtigkait kann hier nicht die Rede sein. Also lassen wir das und wenden uns einer anderen Frage zu. Was machen die Menschen eigentlich mit dem  unverdienten Geld, in dem sie schwimmen?

8.000,00 € jeden Monat. So viel kann man doch gar nicht essen und trinken. So viele teure Klamotten und Klunker kann man doch gar nicht kaufen, so viele Partys nicht feiern. Und diese 8.000,00 € sind ja nur Peanuts, jedenfalls aus Millionärssicht.

Also doch Neid? Nö, nicht wirklich. Der Arme sucht Trost in der Erkenntnis, dass das letzte Hemd keine Taschen hat. Auch der reichste Mann der Welt kann keinen Cent ins Jenseits mitnehmen.

Vielleicht sollten wir gnädig sein und ihm seine verwaisten Reichtümer als Grab-beigabe in den Sarg legen. Man weiß ja nie. Vielleicht gibt es ein Freihandels-abkommen zwischen Himmel und Erde.


Die Ungerechtigkait wird kein Ende nehmen.