Montag, Februar 20, 2017
Unsere schöne Sprache bietet
reichlich Platz für Sinn und Unsinn jeglicher Art. Wir müssen gar nicht auf die
Suche gehen. Es genügt, wenn wir die Augen offen halten. Irgendetwas findet
sich immer. Mal ist es lustig, mal weniger lustig, mal einfach nur blöd. Fangen
wir mit den Fundstücken an.
Da hätten wir erstens „Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam
auch noch Pech dazu.“ (Jürgen „Kobra“ Wegmann, ehemaliger Fußballprofi.)
Tja, Herr Wegmann, es hat schon wieder nicht geklappt, ein bisschen daneben
geballert. Aber einen Lacher ist Ihr kühner Spruch allemal wert.
Zweitens: „Wir wollten das Beste. Aber es kam wie immer.“ (Wiktor
Stepanowitsche Tschernomyrdin, ehemaliger Ministerpräsident der ehemaligen
Sowjetunion.) Da könnte einem das Lachen schon im Halse stecken bleiben; denn
gemeint waren Unfähigkeit und Traurigkeit der Planwirtschaft.
Drittens: „Als Historiker habe ich die Weite des historischen Blicks.“ (Björn
Höcke, Mitglied des AfD-Parteivorstands.) Wenn das so ist, lieber Herr Höcke,
dann ist es höchste Eisenbahn, einen Augenarzt aufzusuchen. Lassen Sie sich
eine Sehhilfe verschreiben. Vielleicht sehen Sie dann klarer.
Und nun zu den Schmuckstücken.
Sie sind ausnahmslos ein Grund zur Freude, Stück für Stück.
Im Allgemeinen kommt unsere
Alltagssprache recht unauffällig daher. Ein schmuckloses Wort reiht sich an das
andere zu einfachen Sätzen – sofern sich nicht Politiker und Manager über
unsere Sprache hermachen. Vielen von ihnen
gelingen sprachliche Missetaten am laufenden Band.
Keine Angst! Ich verkneife mir
heute jedes Beispiel. Die Schublade, in die ich alle diese Scheußlichkeiten
stecke, bleibt zu. Ich öffne eine andere, viel kleinere. Aus ihr hole ich jetzt
ein paar Schmuckstücke heraus. Sie werden sehen, wie schön unsere Sprache sein
kann, wenn wir sie liebevoll behandeln.
Sind seichte Fernsehserien nicht
zauberhaft beschrieben mit Sing-Sang-Serie
und Talkshows mit Plapperprogramm? Oder laborkittelernst. Kritik muss nicht
verletzen; sie geht auch so. Himmelblau
dumm. Sehen wir da nicht die ganze unschul-dige Dummheit aus den Augen
blitzen? Hoolygänse für die Bräute
der Hoolygans? Aber ja, kleines Schmuckstück. Und dann die reichlich Schönen, aufgelesen in einer STERN-Reportage über das
Leben und Treiben auf Sylt. Eine hübsche Stichelei, nicht wahr? Mehr davon,
viel mehr davon! Unser Deutsch kann so schön sein.
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