Montag, Februar 20, 2017
Diese vier Wörter haben es in sich: zwei billige
Redewendungen, die uns bis in den Schlaf hinein verfolgen. In allen Gazetten,
in allen Funk- und Fernsehsendungen, bis uns die Augen und Ohren zufallen.
Zwei Beispiele, die für alles andere stehen:
Erstens: „Ein Stück weit“
Katharina Fegebank, Landesvorsitzende der GAL in Hamburg,
sagt in einem Interview (Hamburger Abendblatt 30. 12. 2008): „…dass uns die
Finanzkrise ein Stück weit einen Strich durch die Rechnung macht.“
Ein Stück von was? Wie lang, wie weit ist eigentlich das
Stück, von dem hier und auch sonst die Rede ist?
Ist es denn so schwierig, die Sache genauer beim Namen zu
nennen und den „fast-word“-Begriff „ein Stück weit“ zu vermeiden? Da bieten
sich auf Anhieb einige Möglichkeiten an:
Die Finanzkrise hat uns einen ziemlichen Strich durch die
Rechnung gemacht. Die Finanzkrise hat uns einen ziemlich kräftigen Strich durch
die Rechnung gemacht. Sie hat uns einen dicken Strich durch die Rechnung
gemacht. So oder noch anders ginge es auch. Auf das gängige Automatendeutsch
„ein Stück weit“ sind wir nicht angewiesen.
Zweitens: „Authentisch“
Claudia Roth im SPIEGEL Gespräch, Ausgabe 1/29. 12. 08:
„Selbst die, die mich nicht leiden können, gestehen mir zu, authentisch zu
sein.“ Und: „Politik ist zu wenig authentisch.“
Authentisch. Warum nicht glaubwürdig? Das ist doch wohl
gemeint. Warum sagt Frau Roth nicht, dass es Menschen gibt, die sie für
glaubwürdig, für ehrlich halten, für eine Frau, die Farbe bekennt und auch
Gefühle zeigt?
Warum sagt sie nicht, dass die Politik nicht glaubwürdig
genug ist, nicht immer das Vertrauen genießt, dass sie für sich in Anspruch
nimmt. Sie müsste ja nicht sagen, dass Politik unglaubwürdig ist. Das wäre
sicherlich übertrieben, wenn auch nicht so maßlos, wie diese Äußerung manchem
erscheinen mag. Sie könnte auch sagen: Man sollte nicht alles glauben, was
Politiker sagen. Aber das ginge dann doch wohl zu weit.
Lassen Sie uns über alles das doch mal in Ruhe ein Stück
weit nachdenken!
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