Montag, November 23, 2015

Ist es das Internet, oder sind wir es selbst?

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 SPIEGEL ONLINE – seit einigen Tagen. 06. 11. 2015

Traurig, dass so etwas geschrieben werden muss.

Bitte rede nicht über das Flüchtlingsthema. Ergreife um Himmelswillen nicht für die Flüchtlinge Partei.

Machst du das, wirst du an die Wand gestellt, wirst du einen Kopf kürzer gemacht, was den Islamisten übelgenommen wird. Nicht jeder hat das Recht, das zu tun. Aber wir aufrechten Deutschen haben natürlich das Recht dazu. Und wir nehmen uns alles heraus, was die Fäkalsprache zu bieten hat. Alles überschüttet mit einer Sprachscheiße sondergleichen. Der Hass kennt keine Grenzen.

Bitte sprich nicht über deine Bedenken, dass wir vielleicht nicht alle Flüchtlinge aufnehmen können, dass wir nicht wissen, wohin mit ihnen und was wir mit ihnen anfangen können – und sie mit uns.

Du wirst zwar nicht gleich an die Wand gestellt, nicht sofort einen Kopf kürzer gemacht, aber es kann dir passieren, dass du angepisst wirst. Auch nicht gerade angenehm. Es fällt uns schwer, auf anständige Art und Weise miteinander zu sprechen.

Woran liegt das? Klarer Fall. Das Internet ist schuld daran. Da kann sich jeder hinter einem Anonym verstecken, kann die Sau raus lassen, und niemand kriegt ihn am Wickel.

Natürlich ist das feige. Aber neu ist es nicht. Es ist, wie es immer war: Du darfst alles, nur erwischen lassen darfst du dich nicht.

Genau betrachtet, ist nicht das Internet schuld, sondern der kleine, gemeine Schweinehund, der irgendwo ganz weit hinten in unserm Dunkeln haust. Schuld sind wir also selbst. Zugegeben: Die Anonymität des Internet macht es uns leicht, den Köter von der Leine zu lassen. Wollen wir das als Entschuldigung gelten lassen?
16. 11. 2015