Montag, Dezember 15, 2014

Randnotizen

Unsere Umweltministerin, Frau Barbara Hendricks, hat von der Klimakonferenz, die in Lima (10.000 Teilnehmer) stattfand, keine greifbaren Ergebnisse mitgebracht, was zu erwarten war. Aber sie hatte dann doch noch eine Überraschung mit nach Hause gebracht: die „Like-Minded Countries“. Natürlich hatte sie die Länder nicht im Handgepäck, nur diesen Begriff.

Als Nicht-Minister konnte ich damit erst gar nichts anfangen. Gleichgesinnte Länder?  Welche Länder sind das? Und wie „gleichgesinnt“ sind sie? Inzwischen weiß ich es, wenigstens so ungefähr. Es sind etwa 40 Länder, die wir im Allgemeinen Entwicklungsländer nennen. Länder, die den Folgen des Klimawandels in ähnlicher Weise ausgesetzt sind. Länder, die Unterstützung bei ihren Anstrengungen zum Klimaschutz von den reichen Ländern erwarten.

„Like-Minded Countries“ – das ist schon im Englischen ziemlich ungenau, und im Deutschen fehlt uns offensichtlich jedes passende Wort. Politikern mag das zupass kommen, weil alles so undeutlich bleibt. Ich ärgere mich darüber. Der einzige Trost:
Die 10.000 Teilnehmer der (K)lima-Konferenz werden gewusst haben, wer und was gemeint war. Ich dagegen bin untröstlich.

Gehen wir eine Sprachtür weiter. Frau Merkel sagte zu den sogenannten Pegida-Aufmärschen, man solle sich nicht instrumentalisiern lassen. Recht hat sie. Aber warum sagt sie nicht, man solle sich nicht ausnutzen lassen. So sprechen wir doch normalerweise – oder? Da fällt mir etwas ein, das man fast einen Witz nennen könnte: „Fragt ein Journalist: ‚Welches Instrument spielen Sie, Herr Minister?’ Die Antwort, wie aus der Pistole geschossen: ‚Immer die erste Geige.’“

Heute, am 15. Dezember, habe ich erfahren, dass auch Herr Thierse, wie neulich schon Frau Merkel, unter die Sprachkünstler gegangen ist. Ich denke, niemand wird bestreiten, dass seine Wortschöpfungen „Entheimatungsängste“ und „Verunsicherungsängste“ außerordentlich kreativ sind. Fast könnte man Angst bekommen vor solchen bedeutenden Wörtern. Aber bei mir überwiegt die Freude an dem unerschöpflichen Reichtum unserer Sprache.