Dienstag, Dezember 09, 2014

Früher oder später? Das ist die Frage.

Hähnchen-Küken kommen in den Betrieben der industriellen Landwirtschaft gleich nach dem Schlüpfen entweder in die CO2-Tonne und werden vergast, oder sie kommen in den Schredder.

Darüber regen sich alle möglichen Bürgerinitiativen auf und gehen dagegen auf die Barrikaden. Der Gedanke liegt nahe, diese Initiativen zu unterstützen und mindestens den Bau neuer Anlagen zu verhindern.

Wenn eine solche Initiative Erfolg hat, wie in diesen Tagen in Bockhorst im Emsland, dann freut man sich und sagt sich: weiter so! Und wenn man dann aufgefordert wird, solche Initiativen zu unterstützen, dann ist man schnell bereit, das zu tun. Aber ist das wirklich richtig? Wird dadurch ein Problem gelöst? Und um welches Problem handelt es sich eigentlich?

Irgendetwas scheint da nicht zu stimmen. Ich will nicht behaupten, dass wir da belogen werden. Aber geht es da wirklich mit rechten Dingen zu? Ist es wirklich die Sorge um die Tiere, die die Aktivisten umtreibt?  Ich erlaube mir, mit zwei Beispielen Zweifel anzumelden.

Zitat aus der SPIEGEL-Ausgabe 48/2014. „Für diese Küken endet das Leben, bevor es richtig beginnt. – im Schredder oder in einer mit CO2 begasten Tonne. Das grundlose Töten ist bisher auch in der Biobranche die Regel. Eine Neufassung der Ökorichtlinie könnte die Produzenten zwingen, endlich auf Zweitnutzungsrassen umzusteigen – auf Rassen, die Eier legen und trotzdem gemästet werden können. Das würde den männlichen Küken den Tot im Häcksler ersparen, den eigentlich bereits das Naturschutzgesetz untersagt.“

Geht es noch zynischer? Nein, denn es geht gar nicht um die Küken. Es geht um Profit. Und jedes Küken, das in der Gastonne oder im Häcksler endet, bevor es dem Leben Guten Tag sagen konnte, kann von Glück reden: Die elendige Mast zu einem ungesunden Fleischberg bleibt ihm erspart.

Im zweiten Beispiel, einer Anwohnerinitiative in Nordhümmling, Landkreis Meppen, wird anders argumentiert. Der Bau von zwei Hähnchenmastställen mit insgesamt 84.000 Mastplätzen wurde untersagt, weil die Maststallgegner Belastungen durch Gerüche, Lärm und Staub befürchteten. Sie fürchteten um ihre Gesundheit, die Lebensqualität im Dorf und um den Wert ihrer Häuser. Alles verständlich. Nur um die Tiere ging es ihnen nicht.

Ist es nicht scheinheilig, als Anwalt der Tiere aufzutreten und in Wirklichkeit sich selbst zu meinen?

Das tägliche Frühstücksei, das Schnitzel, das Steak, die Chicken-Wings, die Keulchen – alles Aldi-, Lidl-, Netto- und Rewe-billig, alles das macht uns dick und krank. Das ist der Vorteil, den wir suchen. Und das kommt uns teuer zu stehen. Aber irgendwie sind wir zu blöd, das zu begreifen. Und deshalb tun wir so, als ginge es uns um die Tiere. Unser Egoismus wird uns noch umbringen.

Früher oder später wird uns das noch mal aufgehen. Aber dann könnte es zu spät sein.  08. 12. 2014