Sonntag, Dezember 21, 2014

Marathon der Irren

Seit einigen Montagen laufen bis zu 10.000 Menschen demonstrierend durch Dresden. Die Sache scheint zu einem Dauerlauf auszuarten, zu einem Marathon. Da haben sich einige Irre zu patriotischen Europäern erklärt, die sich gegen die Islamisierung des Abendlandes wehren wollen. (Pegida = Patriotische Europäer gegen Islamisierung des Abendlandes.)

Anführer ist ein Knacki. Ein paar unbescholtene Bürger gehören auch zur Führung dieser „Bewegung“, vielleicht nicht Irre, aber Irregeleitete. Wenigstens die sollten wissen, dass es keine Islamisierung des Abendlandes gibt. Aber sie wollen es nicht wissen. Schlimmer noch: Sie wollen es den zigtausend Mit- und Nachläufern einreden. Erschreckenderweise scheint das auch zu gelingen, nicht bei allen, aber bei viel zu vielen.

Da stehen wir nun – ratlos, sprachlos und ziemlich trottelig, unsere Politiker vorne-weg. Wir hätten aufklären müsssen. Wir müssen aufklären. Alles ist ja ganz anders, das stimmt ja überhaupt nicht usw. usw. – das ganze Gestammel, wenn die Politik und viele Bürger den Dingen hinterher laufen.

Prävention – ein Fremdwort? Ja, natürlich. Aber genau so fremd scheint das deutsche Wort Vorbeugung zu sein. Wo bleibt das beherzte Auftreten der Politik, bevor alles zu spät ist? Wo bleibt, was helfen würde – die Aufklärung? Wie kommt es zu der Meinung, Zuwanderer würden uns auf der Tasche liegen? Tatsächlich  zahlen sie an Steuern und Abgaben mehr ein, als sie an staatlichen Leistungen empfangen: 3.300 € pro Kopf und Nase. Das waren 2012 sage und schreibe insgesamt 22 Milliarden €. (Quelle: Eine Studie des ZEW, beauftragt von der Bertelsmann-Stiftung.)

Aber die Flüchtlinge, die Asylanten, die plündern uns aus. Wirklich? Der Hinweis musste kommen. Den Luxus können wir uns nicht leisten. Wir sind ja so arm, dass wir beinahe selbst um Hilfe betteln müssten. Geiz ist geil. Und auch nur einen Cent abgeben, ist schon zu viel.

Zusammengefasst: Ist der Verstand erst ruiniert, demonstriert es sich ganz ungeniert. Das ist ziemlich gekalauert, aber leider ernst zu nehmen. (Ach, käme doch der Rattenfänger von Hameln und setzte sich an die Spitze der neuen Dresdner Montagsmärsche! Dann wären alle Demonstranten so spurlos verschwunden wie seinerzeit die Kinder in Hameln!) 20. 12. 2014