Montag, Januar 06, 2014

Wie viel Zynismus darf sein?

Nein, über den Tod macht man sich nicht lustig. Dafür wird er viel zu ernst genommen. Deshalb will ich jetzt auch ganz vorsichtig sein. Ich fürchte aber, es wird mir nicht gelingen, wie so oft. Deshalb bitte ich schon jetzt um Nachsicht und Vergebung.

In ihrer heutigen Ausgabe – 05. 01. 2014 – beschreibt die Frankfurter Sonntags-zeitung die Betroffenheit und Hilflosigkeit der Mitarbeiter, wenn ein Kollege gestorben ist. Wie soll man sich verhalten? Was soll man sagen? Soll man überhaupt etwas sagen, oder schweigt man lieber in sich hinein? So geht es nicht nur den Mitarbeitern, so geht es auch der Geschäftsführung. Wenn man nicht ganz sprachlos bleibt, gelingt ein Nachruf in den Mitarbeitermitteilungen, in der lokalen Zeitung.

Trauer? Ja, aber wie trauert man richtig? Ich finde diese Frage ziemlich dämlich, weil wir uns diese Frage gar nicht stellen. Sie wird uns gestellt. Nein, diese Frage ist nicht nur dämlich, sie ist zynisch. Sie unterstellt, dass wir richtig und falsch trauern können, dass wir unserer Trauer den richtigen, aber auch den falschen Ausdruck geben können.

Diese Unterstellung – wir selbst kommen ja gar nicht auf diesen Gedanken – diese Unterstellung wird zu einem Problem gemacht, das wir selbst nicht lösen können. Wir brauchen Hilfe. Nein, nicht die von Kollegen. Die sind ja genau so hilflos in der Frage, ob sie richtig oder falsch trauern. Wir brauchen professionelle Hilfe. So liest sich das jedenfalls in der Frankfurter Sonntagszeitung, einem also seriös bezeich-neten Blatt. Aber stimmt das?

Professionelle Trauerhilfe setzt Trauerprofis voraus. Aber gibt es die wirklich? Von einem Berufsbild des Trauerprofis habe ich noch nichts gehört. Mal abgesehen davon: Wie wird man Trauerprofi, der Mitarbeitern und Unternehmensleitung beibringt, wie sie richtig trauern, wie sie mit dem Trauerfall fertig werden? Davon steht in dem Beitrag der Frankfurter Sonntagszeitung nichts. Oder sollte ich das überlesen haben?

Ich bin weit davon entfernt, das Thema ins Lächerliche zu ziehen, dazu ist es zu ernst. Selbstverständlich braucht es Profis, die mit dem Tod umgehen können und das Notwendige tun.

Das beginnt beim Arzt und dessen kurzer Feststellung. Exitus. Das setzt sich fort beim Bestattungsunternehmer. Dort findet eine angemessene Sprache statt, auch wenn es sich um so praktische Dinge wie die Bestattung handelt – Erde oder Feuer – und was sonst noch so zu klären ist. Der Abschied vom Gestorbenen ist nicht nur eine traurige Angelegenheit, sondern auch eine von Amts wegen verordnete Verwaltungsprozedur. Nur Profis wissen da Bescheid. Dass sie sich in angemessenem Ton den Notwendigkeiten zuwenden, gehört zu ihrer Ausbildung. Aber sie sind keine Trauerprofis, die einem zeigen wollen, wie man richtig trauert. Sie sind für die Form zuständig. Der Inhalt bleibt immer den Trauernden überlassen.

Zum Schluss erlaube ich mir, selbst einmal zynisch zu werden: Mach dein Geschäft mit dem Tod. Es ist todsicher. Du kannst nur gewinnen. Werde Trauerberater.