Sonntag, Januar 05, 2014

Der Mohr hat recht, der darf nicht geh'n

In einem langen herzerfrischenden Gespräch beantwortet Theodor Michael* zwei wichtige Fragen.

Frage 1: „Wie haben Sie Ihre Kinder auf mögliche rassistische Anfeindungen vorbereitet?“ Antwort: „Am meisten zählt doch das eigene Vorbild. Meine Kinder lachen Rassisten einfach aus, genauso, wie ich. Sie wissen, dass es die Rassisten sind, die ein Problem haben, nicht sie.“

Frage 2: „Stört es Sie, wenn Sie in alten Kinderbüchern auf das Wort „Neger“ stoßen?’“ Antwort: „Ich halte manches an dieser Diskussion für überzogen. „Zehn kleiner Negerlein“ etwa ist ein Lied aus dem neunzehnten Jahrhundert, das man in seinem historischen Kontext sehen muss. Von mir aus darf auch der sogenannte Mohrenkopf bleiben. Ich bringe mich als schwarzer Mensch nicht in Verbindung damit.“

Herr Michael hätte sicherlich auch nichts dagegen, wenn ich weiter Zigeuner sage und nicht wie eine hysterische Zicke neulich „Ich bin von Sinti und Roma überfallen worden.“ Und wenn ich ein Zigeunerschnitzel bestellen möchte – soll ich dann sagen: „Bitte ein Sinti- und Roma-Schnitzel?“

Auf die ganze so genannte „political correctness“, die so einen Unsinn verlangt, pfeife ich. Sie weht im Wind, mal so, mal so, je nachdem woher der Wind weht.

Eins will ich den po-co-people zugute halten: Sie möchten niemanden beleidigen. Aber dazu braucht es keine „political correctness“. Da genügt Höflichkeit, eine Tugend, auf die sich jeder von uns besinnen sollte. Also: statt „political correctness“ HÖFLICHKEIT!

* Theodor Michael ist der erste schwarze Schauspieler im deutschen Fernsehen. Er war Chefredakteur der Zeitschrift „Afrika-Bulletin“, Regierungsberater der SPD und Lehrbeauftragter für die Deutsche Stiftung für Internationale Zusammenarbeit. Beim Bundesnachrichtendienst war er auch. Heute ist er pensionierter Regierungsdirektor. Das Gespräch mit ihm erschien am 4. Januar 2014 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.