Dienstag, August 13, 2013

Das Denken von gestern

Indien hat seinen ersten selbst konstrurierten Flugzeugträger gebaut. Noch ist er nicht ganz fertig. Aber sie haben auch schon zwei andere. Man will Flagge zeigen gegen China. Die beiden kämpfen um die Vorherrschaft im Indischen Ozean und sonst noch wo. Ach ja: China und Japan. Die kämpfen auch um Vorherrschaft. Überall wird um Vorherrschaft gekämpft.

Jeder fühlt sich von jedem bedroht. Bedroht wirklich jeder jeden? Ich nehme an, das ist Einbildung. Das ist Denken von gestern.

Es ist doch Platz für alle da. Weil ich kleiner bin als andere, bin ich deshalb weniger wert? Sind meine Bürger keine Menschen wie die der Großen? Wir leben doch nicht auf einem Schulhof, auf dem in den Pausen gerangelt wird.

Ich sehe schon: So komme ich nicht weiter. Also noch einmal zurück zur Vorherrschaft.

Wie sieht es zwischen den USA und Russland aus? Feindschaft? Wohl kaum. Gegnerschaft? Man denkt und fühlt in vielen Fragen anders. Gegensätze ja. Gegnerschaft wäre mehr, und die sehe ich nicht. Vorherrschaft, weltweit? Die USA meinen sie zu haben, was zunehmend ihre Schwäche ausmacht. Russland wollte die Weltherrschaft nie, die Sowjetunion schon eher, ganz ausdrücklich die kommunistische Inter-nationale. Das ist vorbei.

Wie werden sich die Großen sortieren? USA, Russland, China, Indien, Brasilien – und die vielen kleinen Starken? Die Welt allein beherrschen wird niemand. Das zu wollen, wäre wohl auch ziemlich albern. Was hätte man davon. Schlussendlich nichts als Ärger.

Der Wunsch nach Weltherrschaft scheint nicht der wunde Punkt zu sein. Vielleicht ist es Ängstlichkeit, die Angst, zu kurz zu kommen. Der Wahnsinn um die Ausbeutung der Arktis – wer darf welches Gebiet für sich in Anspruch nehmen? – spricht dafür. Dafür spricht auch der Streit um die Schutz- besser die Nichtschutzgebiete in der Antarktis. Da möchte keiner auf den anderen Rücksicht nehmen. Den Schaden tragen alle davon, weil zum Schluss für niemanden etwas von unserem Planeten übrig bleibt.

Gibt es ein Rezept gegen diese Ängstlichkeit? Ja, dieses Rezept gibt es. Die weltweite Angst (vor den anderen) brauchen wir nur gegen den Mut (zur Gemeinschaft) einzutauschen. Dann müsste es klappen. Die Agenda 21 (Rio 1992) war der erste Versuch. Die Ideen haben Mut gemacht, der wieder verloren gegangen ist. Die zweite Agenda-Konferenz (2012) hat versucht, uns Mut einzureden. Das ist nicht gelungen. Das ängstliche Verhalten der Staaten, ihre Selbstsucht, ihre Gier, ihr Leichtsinn, haben es verhindert.

Ein Zwischendurchgedanke: Vielleicht ist Mut gar nicht die Lösung, sondern die Angst. Die Angst aller, alles zu verlieren.

Wer aus dem zweiten Stock eines Hauses aus dem Fenster springen will, braucht Mut. Den wird kaum jemand haben.

Wer aus dem zweiten Stock eines brennenden Hauses aus dem Fenster springt, weil es keinen anderen Weg mehr gibt, der hat Angst. Aber er wird springen. Und vielleicht sein Leben retten.

Vielleicht sollten wir mehr Angst haben.

Das andere Stichwort war Bedrohung. Dass jeder jeden bedroht, stimmt nicht. Aber dass Iran und Israel Todfeinde sind, ist nicht zu übersehen. Wenn es nur ginge, würde der eine den anderen umbringen. Zum Schluss wären die Todfeinde tote Feinde – auf beiden Seiten.

Hier könnten viele Beispiele folgen. Rassenwahn, Religionswahn – Wahnsinn in allen seinen Spielarten – tödliche Spiele, wie wir es nicht nur in Syrien und im Irak sehen.

Es scheint gegen diese Geisteskrankheit kein Rezept zu geben. Mord und Totschlag sind biblisch, es gibt sie seit Menschengedenken.

Wenn diese Krankheit schon nicht zu heilen ist – vielleicht könnte man sie lindern. Das Miteinander aller Staaten im Sinne der Agenda 21, das Zurücknehmen von staatlichem Egoismus, von Vorherrschaft und Weltherrschaft wäre möglicherweise der Tropfen Medizin, der eine gewisse Besserung herbeiführt.

13. August 2013