Donnerstag, Mai 23, 2013

Burnout

Gestern war es der Rücken. Heute ist Burnout die Volkskrankheit. Die deutsche Volkskrankheit. Grund genug, dorthin zu fassen, wo es weh tut.

Wenn ich die Sache ganz sachte, ganz vorsichtig, angehe, dann heißt burn brennen und burned out ausgebrannt. Keine Flamme mehr, keine Glut, nur Asche. Was man mit der Asche tun soll, ist eine andere Geschichte. Es gibt da mehrere Möglichkei-ten. Darauf ist später vielleicht noch einmal zurückzukommen.

Wenn ich Feuer und Flamme für etwas bin, dann brenne ich darauf, etwas zu erreichen. Dann setze ich mich bis zum Letzten dafür ein, ans Ziel zu kommen. Wenn ich das Ziel erreicht habe, bin ich möglicherweise „fix und fertig“, aber sicherlich nicht ausgebrannt. Von einem Burnout kann nicht die Rede sein.

Nun kämpft nicht jeder für eigene Ziele. In der Arbeitswelt werden Ziele für die meisten von uns von anderen gesetzt. Die sollen wir erreichen – wenn es schlimm kommt: koste es, was es wolle, also ohne Rücksicht. Da dürfte das Problem liegen.

Wenn ich mich für die Ziele anderer ins Feuer werfe, wenn ich in den Wirtschafts-krieg ziehe, den die CEOs, die Chief Executive  Officers,  überall in der Welt erklären, was dann? Dann kann es ganz schnell passieren, dass ich ausgebrannt bin: ein Häufchen Asche, nicht mehr zu gebrauchen. Und mit mir selbst kann ich dann auch nichts mehr anfangen. Das ist wahrscheinlich das Schlimmste.

Nun soll es sich beim Burnout um eine Volkskrankheit handeln. Die macht natürlich vor niemandem Halt, also auch nicht vor Frauen, die sich zu Hause um ihre Familie kümmern. Auch hier soll es immer häufiger zum Burnout kommen. Zu viele Aufgaben sind zu erledigen, weniger fremdbestimmte, mehr selbst auferlegte. Allein die Familienlogistik stellt kaum zu erfüllende Ansprüche. Wohin fahre ich wann welches Kind zu was überhaupt? Klavierunterricht, Gesangsstunde, Tennis… von allen anderen „Verpflichtungen ganz zu schweigen. Die Liste ist endlos.

Für diesen Rummel gibt es zwei deutsche Wörter: Überforderung und Zusammen-bruch. Das Rezept gegen Überforderung ist einfach, aber wirksam: Weniger ist mehr. Und damit erübrigt sich auch das zweite Horrowort. Der Zusammenbruch ist außer Sichtweite.