Mittwoch, Februar 15, 2012

Mein armes Griechenland

Ich muss gestehen, dass mich mit Griechenland kaum etwas verbindet. Gut, eine meiner beiden Nichten ist mit einem Griechen verheiratet. Das ist aber auch alles.
In der Schule hatte ich Russisch, Englisch, Französisch und Latein. Griechisch nicht.
Ich war noch nie in Griechenland. Ich kenne die Akropolis nur von Fotos und aus dem Fernsehen. Auf Ouzo stehe ich nicht, und Metaxa? Ein guter Weinbrand wahrscheinlich, aber nur einer von vielen. Eine geschenkte Flasche steht seit Jahren ungeöffnet herum. Da wären noch die Olympischen Spiele, leider entartet heutzutage. Da wäre der Marathonlauf, der heute weltweit durch die Metropolen gejagt wird. Noch etwas?

Ja. Da sind die alten Griechen, die uns immer als Vorbild vorgehalten werden. Sokrates, Pythagoras, Platon und noch ein paar andere, Diogenes in seiner Tonne vielleicht. Griechenland – die Wiege der europäischen Kultur? Wahrscheinlich ist das so. Aber was hat das mit uns zu tun?

Vor allem: Was hat das heute mit Griechenland zu tun? Ich würde sagen: nicht viel, vielleicht sogar nichts. Wir leben doch heute. Dann sollten wir uns auch so verhalten und nicht nur traurig in die Geschichtsbücher blicken. Sokrates wird uns heute nicht helfen. Also müssen wir uns selbst helfen. Das geht aber nur, wenn wir „den Griechen“ helfen Und wie geht das?

So wie die selbsternannten Retter Griechenlands es wollen, geht es wohl nicht: Am Ende des Totsparens steht der Tot. Die Gemeinheiten stecken dabei – wie der Teufel – im Detail: Die Gesundheitsversorgung soll um eine Milliarde und 100 Millionen Euro gekürzt werden. Bei Investitionen sollen 400 Millionen gestrichen werden. Die Militärausgaben will man um nur 300 Millionen Euro kürzen.

Die Welt steht Kopf: Gegen wen und für wen kämpft Griechenland? Milliarden für Panzer, U-Boote und anderen Militärunsinn?

Ich bin sicher: Die Griechen wollen das nicht. Sie wollen nur ihre korrupten Politiker los werden, die ihnen das Leben so schwer machen. Dabei sollten wir ihnen helfen.

Griechenland braucht einen Insolvenzverwalter, der ein marodes Land wieder in Gang bringt. Dazu gehört, die Horden korrupter Politiker aus dem Haus zu jagen und sie zur Verantwortung zu ziehen: Sie sollen zurückzahlen, was sie sich durch Gefälligkeitsgesetze ergaunert haben (Steuerfreiheit für die Reedereine z.B.). Dazu gehört, die Reichtümer der Überreichen aus dem Ausland zurückzuholen, damit sie endlich den Beitrag zum Allgemeinwohl leisten, wie es die Armen in Griechenland seit eh und je tun. Dazu gehört, Steuerflucht unmöglich zu machen. Alles andere würde sich dann von selbst ergeben.

Wer traut sich, „meinem armen Griechenland“ zu helfen? Ist da niemand?