Freitag, Februar 10, 2012

Der totale Irrsinn. Oder alles total normal?

Vor ein paar Tagen hat hier jemand einige Millionen im Lotto gewonnen. Der totale Irrsinn. Da blättert einer ein paar Scheine hin, wettet auf sein Glück und ist auf einmal Millionär. Niemand wurde betrogen. Ein ehrliches Spiel, die Wette auf das eigene Glück. Ich denke, das ist total normal.

Aber ist die Wette auf den Tod normal, so wie sie ein Fonds der Deutschen Bank anbietet? Die Anleger investieren in Zertifikate, die die Entwicklung virtueller Versicherungsverträge von 500 ausgesuchten Männern und Frauen zwischen 70 und 90 Jahren nachbildet. Für jede dieser Personen steht ein erwarteter Sterbetermin fest. Stirbt einer von ihnen früher als erwartet, steigt der Wert des Zertifikats.

Dieses Spiel mit dem Tod ist nicht nur total irrsinnig. Es ist unanständig. So etwas gehört sich nicht. Aber es wird gespielt, wie so viele andere Spiele auch, zum Beispiel das CDS-Spiel.

Nein, das ist nicht die TV-Sendung „Cannst Du Singen?“ Es ist das Spiel mit den
Credit Default Swaps.

Was ist daran faul? Ursprünglich gar nichts. Anfangs ging es darum, sich gegen ein Risiko zu versichern. Das ist total normal. Da kauft beispielsweise jemand Staatsan-leihen und hofft, damit Gewinn zu machen. Er könnte aber auch viel Geld verlieren. Dagegen will er sich versichern und schließt eine entsprechende Versicherung ab, eben eine CDS. Das kostet zwar etwas und mindert damit den erhofften Gewinn, sorgt aber dafür, dass man mit heiler Haut aus dem Geschäft herauskommt, wenn es schief läuft. So weit so normal total, total normal.

Heute geht man ganz anders mit den CDS um, und zwar so:

Ein Staat ist überschuldet und hat Schwierigkeiten, das durch Staatsanleihen geliehene Geld und die Zinsen dafür rechtzeitig zurückzuzahlen. Das ist für Investoren eine günstige Gelegenheit, viel Geld zu machen. Man kauft die Anleihen, von denen man nichts hält und schließt eine CDS ab. Man spekuliert darauf, dass die Anleihen den Bach runtergehen und macht damit Gewinn. Total normal ist das nicht, totaler Irrsinn aber auch nicht, denn der kommt erst noch, wie das nächste Beispiel zeigt:

Variante eins: Ich leihe mir marode Staatsanleihen und schließe dafür eine CDS ab. Schmiert die Staatsanleihe ab, worauf ich hoffe, bin ich fein raus und mache Gewinn. Ich setze auf die Katastrophe und mache Profit. Totaler Irrsinn? Total normal? Bitte, meine Herrschaften, entscheiden sie sich.

Variante 2: Das ist die raffiniertere. Ich habe überhaupt keine Anleihen des Staates, gegen den ich wette und schließe trotzdem eine Versicherung ab – eine CDS. Experten benutzen da den Begriff Leerverkäufe (oder Leerkäufe?).

Das muss man sich mal klarmachen. Ich habe kein Haus, aber ich schließe eine Gebäudeversicherung ab. Wer würde das machen? Nur Geisteskranke? Vermutlich. Das legt den Schluss nahe, dass wir es in der globalen Finanzwelt wirklich mit Geisteskranken zu tun haben. Unser Pech ist nur, dass die damit auch reich werden und uns arm machen.

Der Fall Griechenland zeigt es uns nur zu deutlich. Die Armen werden noch ärmer, die noch Arbeit haben, verlieren ihre Arbeit. Die Reichen haben ihre Reichtümer überall in der Welt versteckt; ihre Milliarden finden wir in Griechenland nicht mehr. Was dort bleibt, sind die Generationen von korrupten Politikern, die ihr Volk betrogen haben.

Ist das nicht irrsinnig? Nein, das ist kriminell.