Sonntag, Februar 05, 2012

Fast Food statt selber...

Fast Food statt selber denken. Ja, genau das. Es geht nicht ums Kochen. Es geht ums Denken und um das, was beim Nichtdenken herauskommt: Sprachmüll:

Lostreten. Politiker aller Couleur treten gern Diskussionen, Debatten und weiß der Henker noch was los. Warum treten sie? Warum gehen sie so brutal vor? (Klingt ja fast wie tot treten.) Sie haben keine Lust, sie haben keine Zeit, ihre eigene Sprache zu sprechen. Sie nehmen lieber die aus dem Polit-Sprechkasten. Das geht schneller, und sie müssen nicht überlegen.

Eine Diskussion anzetteln, in Gang bringen, ein Thema zur Sprache bringen… das ist zu unauffällig, da fehlt die Entschlossenheit. Nee, da treten wir doch lieber mal etwas los.

Mitnehmen. „Wir müssen die Menschen mitnehmen.“ Wird auch gern gesagt. „Wir müssen sie dort abholen, wo sie sind.“ Gemeint ist wohl: Wir müssen auf die Interessen, auf die Bedürfnisse und die Wünsche der Menschen eingehen. Wir müssen uns um sie kümmern. Warum sagen die Politiker das nicht? Vielleicht fürchten sie, dass die Menschen das ernst nehmen. Da ist natürlich das „Mitnehmen“
nicht ganz so verpflichtend. Nein, so schlimm ist es wohl nicht. Es geht auch hier vermutlich um die Faulheit, nach dem richtigen Wort zu suchen und es auszusprechen.

Rüberbringen. Immer, wenn beispielsweise bei einem Wahlkampf etwas in die Hose gegangen ist, dann hat man nicht rüberbringen können, was man rüberbringen wollte. Klarer Fall: Man hat es nicht geschafft. Man hat verloren. Warum wohl?

Vielleicht liegt es daran, dass man auf verschiedenen Seiten steht, die einen auf dem einen Ufer, die anderen auf dem anderen. Das erklärt alles, würde Columbo sagen.

Aber es geht ja hier um die Sprache. Und da klingt „wir haben das nicht rüber-gebracht“ nicht so negativ wie „wir haben uns nicht verständlich gemacht“ – „wir haben nicht überzeugt“, „man hat uns unsere Argumente nicht abgenommen“.

Natürlich soll sich niemand kleiner machen als er ist. Aber beim Namen nennen sollten wir die Dinge schon. Und wenn wir das machen, haben wir vielleicht beim nächsten „Rüberbringen“ die Nase vorn.

Ich weiß nicht, warum mir in diesem Augenblick ein so genannter Judenwitz einfällt. Ich werde ihn hier notieren, obgleich ich damit vielleicht auf irgendwelche schwarzen Listen gerate:

„Fragt ein kleiner Junge seinen Vater: „Papa, wie wird man reich?’ Antwortet der Vater: „Ehrlich währt am längsten“.

Das ist ein Witz? Nein! Das ist ein Judenwitz? Nein! Das sind wir, weltweit. Schauen wir uns einfach mal um. Aber vielleicht ist das gar nicht so einfach. Dabei sehen wir überall die Korruption, den davonrasenden Reichtum einer internationalen Minder-heit. Millliarden Menschen zappeln sich ab, um satt zu werden und ihren Kindern ein Leben ohne den täglichen Hunger zu ermöglichen.

Nein, das „ehrlich währt am längsten“ soll nicht länger wahr sein.

Nachvollziehen. Es scheint kaum noch jemanden zu geben, der etwas nachvollzie-hen kann. Das leuchtet ein, weil es immer wieder heißt „das kann ich nicht nachvoll-ziehen“. Was steckt hinter dem „Nichtnachvollziehbarem“?

Vollziehen heißt doch, etwas zu tun, lt. Wörterbuch „umsetzen, ausführen, durch-führen, verwirklichen, vollstrecken“. Da sollten wir meinen, „Ich kann das nicht nachvollziehen“ bedeutet „das würde ich nie tun.“ Weit gefehlt! Gemeint ist „das habe ich nicht begriffen, das habe ich nicht verstanden“. Aber wer gibt das schon zu?