Samstag, Februar 04, 2012

Hier spricht die Öffentliche Hand

Das klingt komisch; denn Hände können doch nicht sprechen – wenn wir mal von der Gebärdensprache absehen. Aber die Öffentliche Hand kann offenbar vieles, das wir lieber nicht hören und nicht sehen würden.

In einem Hamburger Vorort, ich glaube, es ist Bergedorf, soll ein seit Jahren beliebter Markplatz „umgewidmet“ werden. Zugegeben: Dafür kann es Gründe geben, muss aber nicht sein. Die Marktbeschicker und die Marktbesucher, die Anbieter und die Käufer waren und sind mit ihrem Marktplatz durchaus zufrieden.

Nicht aber die Verwaltung, die Behörden. Die haben Pläne, die nicht zu verstehen sind. Und damit bin ich beim Thema. Dabei dreht es sich vordergründig um unsere Sprache, aber im Hintergrund, in Wirklichkeit um das Denken, das dahinter steckt.

„Durch eine höhere Nutzungsqualität wird auch die soziale Kontrolle verstärkt.“ – sagt die Öffentliche Hand. Was damit gemeint sein könnte, ist nur zu erraten. Vielleicht dies: Wenn nicht nur ein- zweimal in der Woche ein Markt abgehalten wird, sondern täglich hier nichts stattfindet, dann achten die Menschen auf das Nichts und sorgen dafür, dass alles seine Ordnung hat.

Nein, sagt die Öffentliche Hand, „die Sanierung steht nicht im Vordergrund, sondern die Rückgewinnung von Stadtraum“. Verstehe, wer das will. Stadtraum rückgewin-nen? Der ist doch da.

Was die Öffentliche Hand haben möchte, ist ein öffentlicher „Kombinationsplatz“ mit hoher „Aufenthaltsqualität“. Komisch. Den Kombinationsplatz hat Bergedorf doch schon; denn es ist ja nicht jeden Tag Markttag. An den anderen Tagen steht der Platz zur freien Verfügung.

Unter der hohen „Aufenthaltsqualität“ scheint die Öffentliche Hand ein paar Bänke und einen Brunnen zu verstehen. Das jedenfalls wird angedeutet.

Und dann ist da noch die „soziale Kontrolle“, die die Öffentliche Hand herstellen möchte. Was damit gemeint ist, muss wie gesagt, erraten werden. Möglicherweise hat man erkannt, dass eine Video-Überwachung zu teuer und auch überflüssig ist,
wenn nur alle Bürger sich in diesem „Stadtraum“ gegenseitig beobachten und kontrollieren, ob sich jeder korrekt nach Auffassung der Öffentlichen Hand verhält.

Mit diesem Unsinn beschäftigen sich die lokalen Politiker und schmeißen das Geld zum Fenster hinaus, das ihnen nicht gehört.

Wie wir sehen: Die Sprache, nicht die Sonne, bringt es an den Tag.