Sonntag, Dezember 25, 2011

Aktuelle Quizfrage. Aktuelle Quizfrage:Wer beschädigt das Amt des Bundespräsidenten?

Der Bundespräsident unserer Republik ist die politische No. 1. Außer seiner Rechtschaffenheit, seiner Ehrlichkeit, seiner Fürsorge für alle Bürger der Republik steht ihm kaum etwas zur Verfügung, um etwas zum Wohle der Republik zu bewirken. Mit seinem Verhalten, mit seinen Reden kann er „die Politik“ in ihre Schranken verweisen. Er kann es jedenfalls versuchen. Das sollte ihm leicht fallen, denn er steht über den Parteien.

Nun ist die Wahl des Bundespräsidenten von Anfang an mit einem Schönheitsfehler behaftet. Parteiinteressen haben sich von Anfang an in den Vordergrund geschoben. Die „freien“ Wahlmänner und Frauen hatten und haben da anscheinend immer schlechte Karten. So wurden wohl alle Bundespräsidenten „parteiisch“ gewählt, und ihre erste und wichtigste Aufgabe war und ist es, sich davon zu trennen. Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, ist das bisher allen recht gut gelungen. Das will ich auch für den jetzigen Bundespräsidenten Christian Wulff gelten lassen.

Dieser Bundespräsident wird seit Kurzem von vielen Seiten infrage gestellt. Die Vorwürfe leuchten ein. Er hat sich als Ministerpräsident des Bundeslandes Nieder-sachsen Vorteile verschafft, die auf der Kippe stehen. Fragen, die ihm dazu gestellt wurden, hat er, spitzfindig-juristisch gesehen, korrekt beantwortet. Eine ehrliche Antwort gab er nicht. Und weil das nicht alles war, kam ein Vorwurf nach dem anderen zur Sprache.

Dann immer wieder dasselbe: Wenn etwas nicht mehr zu bestreiten war, gab es der Herr Bundespräsident zu, sozusagen nach dem Guttenberg-Prinzip. Dem vorerst endgültig gescheiterten Bundesminister hatte das nicht genützt. Ob diese Strategie hier funktioniert? Ganz ehrlich: Ich hoffe, nicht!

Ich weiß, ich weiß, Leser, die sich bis hierhin durchgelesen haben, werden spätestens jetzt ungeduldig. Sie wollen endlich wissen, wer denn nun das Amt des Bundespräsi-denten beschädigt. Das ist ja die Frage.

Auf den ersten Blick kommen da viele infrage – prominente Politiker genauso wie einfache Bürger, die sich in Leserbriefen ihrer Zeitungen äußern. Es geht da Hieb auf Stich. Pardon wir selten gegeben. Außer Für und Wider ist da kein Platz, keine Zwischentöne. Ja, man muss sich entscheiden.

Dann machen wir das mal, entscheiden wir uns!

Hat die Seite recht, die behauptet, die Diskussion um Christian Wulff würde das Amt des Bundespräsidenten beschädigen, oder die andere Seite, die meint, der Bundespräsident habe das Amt beschädigt?

Auch wenn es schwer fällt, auch wenn es weh tut: Nicht die Diskussion beschädigt das Amt des Bundespräsidenten, sondern das, was der Bundespräsident als Ministerpräsident der Bundeslandes Niedersachsen zu seinem persönlichen Vorteil – wahrscheinlich legal, vermutlich nicht legitim – getan hat und – vor allem – wie es damit umgeht. Sieht so ein Vorbild aus?

Natürlich sind auch Bundespräsidenten nur Menschen wie du und ich, und wir sollten sie deshalb mit den Maßstäben messen, die für uns selbst angelegt werden. Ich denke, das ist wie in einer Klassenarbeit. Machst du keinen Fehler, bekommst du eine Eins. Bis Zwei Minus könnte die Sache noch durchgehen. Aber dann sollte Schluss sein.

Wer sich dem Anspruch ausliefert, für eine ganze Nation, Vorbild und Gewissen zu sein, der sollte dreimal mehr über diese Verpflichtung nachdenken, bevor er sich auf diese Aufgabe – nicht Job! – einlässt.

Langer Rede kurzer Sinn: Nicht die Diskussion beschädigt das Amt des Bundes-präsidenten, sondern der Bundespräsident. Er ist nicht ehrlich mit uns Bürgern umgegangen.